Familienroman als anekdotischer Smalltalk. (DR) Eva Menasse, die Schwester des renommierten österreichischen Schriftstellers Robert Menasse (z.B. Land ohne Eigenschaften, Die Vertreibung aus der Hölle), legt mit diesem Roman ihr literarisches Debüt vor und geht ihrer eigenen Familiengeschichte nach. In Torbergscher Tante-Jolesch-Tradition setzt sie dem in aller Tragik der Shoah glimpflich verlaufenen Schicksal ihrer Vorfahren einen fast belanglosen Erzählstil entgegen, der durch zum Teil langatmige Anekdoten in die Nähe von Smalltalk gerät. Humor, ja Ironie durchziehen die Episoden, deren Sinn nicht immer klar nachvollziehbar ist - etwa, wenn sich ein umfangreiches Kapitel mit den Eitelkeiten der Mitglieder eines Tennisclubs, zu dem auch die Eltern gehören, befasst. Wenn es darum geht, dem Lifestyle und der Lebenskunst einer jüdisch-gojischen Familie in Wien nachzuspüren - und das mit Schlemihls Brille - so trifft dieser Roman vielleicht seine Intention. Gemessen an den Gräueln, denen Überlebende im Exil entgangen sind, und den Schwierigkeiten, die nach Österreich zurückgekehrte Exilanten hatten, scheint mir dieser Roman eine bedenkliche Tendenz zur Verharmlosung zu sein, die nicht zuletzt dadurch entsteht, dass diese Aspekte zu wenig erzählerisch aufgegriffen wurden. Ehrlich gesagt, da lese ich lieber wieder Robert Menasses Roman "Vertreibung aus der Hölle".
Medium erhältlich in:
1 Gemeindebücherei Atzenbrugg,
Heiligeneich
Personen: Menasse, Eva
Menasse, Eva:
Vienna : Roman / Eva Menasse. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2005. - 427 S.
ISBN 978-3-462-03465-3 fest geb. : ca. € 20,50
Gesellschafts-, Liebes- und Eheromane - Signatur: DR.G Menas - Buch