Als der Ladenbesitzer Mózsi von der Zwangsarbeit ins Dorf zurückkehrt, hat er keine Ähnlichkeit mehr mit einem Juden. Er wird nie wieder einen schwarzen Kaftan tragen. Auch kein weißes Hemd. Er fragt nicht, wohin seine Ware sich verflüchtigt hat. In diesem Dorf wächst Jahrzehnte später, in den 1970er Jahren, ein Junge auf, der Erzähler des Romans. Der Elfjährige muss schwere körperliche Arbeit verrichten, er friert und hungert. Nur in der Beschäftigung mit den Primzahlen findet er sich selbst und etwas wie das Glück der Distanz. Mit seiner älteren Schwester versucht er, die Mutter vom Suizid abzuhalten. Der Vater, Traktorist in einer LPG, versäuft das Geld und prügelt. Die Familie ist stigmatisiert. Über die Vergangenheit darf nicht geredet werden. Sind sie Juden ? Aus Rumänien vertrieben orthodoxe Christen ? Warum werden sie ausgegrenzt ? Borbély schildert Kindheitsszenen in einer verrohten Welt. Aber er schildert sie so, dass man mit stockendem Atem liest und nicht aufhören kann. In der Selbstbeobachtung des Außenseiters wächst dem Jungen ein unerhörter Scharfblick zu.
Personen: Borbely, Szilard
Leseror. Aufstellung: Liebesroman / Familie / Schicksal
Borbely, Szilard:
Die Mittellosen : Ist der Messias schon weg ? Roman / Szilárd Borbély. - 1. Aufl. - Berlin : Suhrkamp, 2014. - 350 S. ; 21 cm. - Aus dem Ungar. übers. von Heike Flemming
ISBN 978-3-518-42450-6 fest geb. : 24,95 EUR
Gesellschaftsromane: Schöne Literatur/Roman - Signatur: Borb -