Mafia, Medien, Mächtige aus Justiz und Politik sowie andere miese Männer. (DR) Am unterhaltsamsten und spannendsten an diesem Roman über weit und dicht vernetzte kriminelle Aktivitäten in Italien ist das süffisante Nachwort des Autors Andrea Camilleri. Er erläutert darin, dass er einen "eher aktuellen [...] historischen Roman" geschrieben habe, in dem außer dem realen Element - das Verbrechen von Garlasco (der Mord an einer jungen Frau) - alles andere reine Erfindung sei. Er habe noch nie einen Fuß in die Nachrichtenredaktionen der RAI gesetzt, er wisse nicht, wie es in den Regionalversammlungen Siziliens, in den Aufsichtsräten der Banken und in den Rechtsinstitutionen zugehe. Denjenigen, die sich wirklich auskennen, würden "viele offenkundige Ungereimtheiten mit der Wirklichkeit" auffallen. Es geht also um die tiefgreifende Korruption und verrottete Moral in Sizilien in den Bereichen Justiz, Politik und Medien und ihr fatales Zusammenspiel. Aufhänger, um dieses kriminelle System aufzuzeigen, ist ein realer, aufsehenerregender Fall aus dem Jahr 2007, als eine junge Studentin in ihrer Wohnung erstochen aufgefunden und ihr Verlobter als Tatverdächtiger verhaftet wurde. Es gibt in diesem Camilleri-Roman keinen Ermittler (der Bestseller-Commissario Montalbano kommt nicht vor), es geht auch nicht wirklich um Aufklärung, sondern um Vertuschung, politische Lenkung und Machterhalt. Dankbar nimmt man in diesem dialogreichen Buch die einleitende Liste der Figuren an, um die Namen der verschiedenen Fernsehmenschen, Anwälte, Politiker und Mittelsmänner nicht durcheinanderzubringen. Fazit: Als politischer Roman über Italien sicherlich aufschlussreich, als Krimi eher fad.
Personen: Camilleri, Andrea
Camilleri, Andrea:
¬Das¬ Netz der großen Fische : Roman / Andrea Camilleri. Übers. aus dem Ital. von Moshe Kahn. - Köln : Lübbe, 2011. - 218 S.
ISBN 978-3-7857-2418-7 fest geb. : 19,99
Schöne Literatur - Signatur: Camil - Buch