Subtile Spannung mit geschickt gewählten Protagonisten. (DR) Vor Jahren wurde in Ormberg, einem fiktiven trostlosen Dorf in der schwedischen Einöde, eine Mädchenleiche gefunden. Nun soll der Fall mit modernen forensischen Methoden wieder aufgerollt werden. Im Zuge der Ermittlungen verschwinden die Psychologin Hanne und ihr Mann Peter spurlos. In einer schaurigen Winternacht taucht Hanne mitten im Wald wieder auf, die Erinnerungen an die letzten Tage fehlen ihr ... In einem raffiniert konstruierten Thriller erzählt Camilla Grebe von einem Dorf, das nicht nur ein geographischer Begriff, sondern in erster Linie ein Persönlichkeitsmerkmal ist. Der einstmals größte Arbeitgeber, eine Textilfabrik, ist lange in Konkurs, die ehemalige Fertigungshalle dient als Unterkunft für Flüchtlinge. Unter der alles überdeckenden Schneeschicht schwelen Vorurteile. Bis sich die verbale Gewalt in körperlicher entlädt, ist es nur eine Frage der Zeit. Die Autorin wählt ihre Erzählperspektiven so geschickt, dass sie sowohl Vergangenheit und Gegenwart der Ermittlungen, als auch Innen- und Außensicht auf die dörfliche Borniertheit einander gegenüberstellen kann. "Tagebuch meines Verschwindens" ist ein melancholisch-leiser, wohl durchdachter Thriller mit aktuellen gesellschaftlichen Bezügen.
Personen: Grebe, Camilla Haefs, Gabriele
Grebe, Camilla:
Tagebuch meines Verschwindens : Psychothriller / Camilla Grebe. Aus dem Schwed. von Gabriele Haefs. - München : btb, 2019. - 601 S.
ISBN 978-3-442-71881-8 kart. : ca. € 15,50
Schöne Literatur - Signatur: Grebe - Buch