Vielleicht haben ihn die Studienräte des 19. und 20. Jahrhunderts auf dem Gewissen, mit lustlosem Auswendiglernen und stupidem Interpretieren geflügelter Worte. Dabei ist Friedrich Schiller (17591805) eine der schwungvollsten Gestalten unserer Literatur. Während in der Metropole Paris die Revolution tobte, revolutionierte er zuerst in Stuttgart und dann in Jena und Weimar die deutsche Geistesgeschichte. Sein Enthusiasmus wirkte ansteckend, daher seine Begabung für die Freundschaften, daher sein Charisma. Was Schiller in Schwung brachte sogar Goethe ließ sich mitreißen , hat man später den >>Deutschen Idealismus<< genannt, und Beethoven hat es in Töne gesetzt: >>Freude, schöner Götterfunken << Dieses Buch erneuert die abgerissene Verbindung zu einem Genie. Rüdiger Safranski schildert Schillers Leben von den bedrückenden Anfängen in der Stuttgarter Karlsschule bis zu den letzten Jahren in Weimar, als er dem hinfälligen Körper mit ungebrochener Willenskraft sein Spätwerk abringt. Er erzählt, wie Schiller (zusammen mit Goethe) über ein Jahrzehnt, zwischen 1790 und 1805, zum Zentralgestirn des deutschen Geisteslebens werden konnte. Alle sind auf der Bühne versammelt: Novalis, Hölderlin, Schelling, die Brüder Schlegel, Fichte, der junge Hegel, Tieck, Brentano. Mit diesem Buch könnte Schillers Renaissance beginnen.
Personen: Safranski, Rüdiger
Safranski, Rüdiger:
Friedrich Schiller oder Die Erfindung des Deutschen Idealismus / Rüdiger Safranski. - München [u.a.] : Hanser, 2004. - 559 S. : Ill
ISBN 978-3-446-20548-2
Neuzeit - Signatur: Ge 06 Safra - Buch