Die junge Hebamme Gaia gerät zwischen die Fronten einer zukünftigen Zweiklassengesellschaft, die den Armen ihre Babys nimmt, um zu überleben. (ab 13) (JE) Die amerikanische Autorin überlegt in ihrem Debüt, wie ein Zusammenleben einer nach erfolgtem Klimawandel dezimierten Bevölkerung in einer Zukunft im Jahr 2409 aussehen könnte. Das Setting erinnert ein wenig an die soeben verfilmte Dystopie "Die Tribute von Panem". In der mit hohen Mauern umgebenen Enklave lebt man in Wohlstand, die ersten dort ansässigen Siedler wussten in einer Welt ohne Öl zu überleben und neue Energieformen zu entwickeln. Die Protagonistin Gaia, eine junge Hebamme, kennt diese hochtechnisierte Welt nur aus Erzählungen und öffentlichen Filmvorführungen. Ihr Zuhause ist außerhalb der Mauer, in einer mittelalterlich anmutenden Welt, in der Armut herrscht. Seit Jahren ist es Brauch, dass die Hebammen die ersten drei entbundenen Kinder im Monat an die Enklave abliefern. Ein grausames System, das niemand in Frage zu stellen wagt. Auch Gaia ist ein willfähriges Instrument der Enklave, bis ihre Eltern verhaftet werden und sich ihr hinter der paradiesisch wirkenden Fassade der reichen Enklave eine barbarische Gesellschaft offenbart, die Menschen auf ihr Genmaterial reduziert. Entschlossen greift Gaia ein und gerät wiederholt in die Abhängigkeit des undurchschaubaren Enklave-Soldaten Leon Grey... Beschreibungen, die ins Klischee abdriften und mitunter pathetisch wirken, sind dem Lesegenuss abträglich. Die Figurenzeichnung in dem in erzählter Rede verfassten ersten Teil einer neuen dystopischen Trilogie ist nicht immer überzeugend: Der Wandel vom naiven Mädchen zur furchtlosen, aufbegehrenden Rebellin vollzieht sich ein wenig zu rasch, da wirkt die Veränderung, die Leon durch das Infragestellen seiner Identität durchmacht, weniger aufgesetzt. Aber das hält einen nicht ab, begierig Gaias gefährlichen Spießrutenlauf durch die Enklave zu verfolgen. Ein unterhaltsamer All-Age-Roman voller Dramatik und mit furiosem Showdown, der mit einer ungewöhnlichen Thematik punktet und dessen Ende die Neugier auf die eben erschienene Fortsetzung schürt. Als Lesefutter bestens geeignet. *bn* Cornelia Gstöttinger
Personen: O'Brien, Caragh
O'Brien, Caragh:
¬Die¬ Stadt der verschwundenen Kinder : Roman / Caragh O'Brien. Aus dem Amerikan. von Oliver Plaschka. - 3. Aufl. - München : Heyne, 2011. - 462 S.
ISBN 978-3-453-52800-0 fest geb. : 17,50
Romane und Erzählungen für Jugendliche ab 12 Jahre - Signatur: OBrie - Buch