Weinrich, Michael
Glauben Juden, Christen und Muslime an denselben Gott? systematisch-theologische Annäherungen an eine unzulängliche Frage

Die in der Überschrift angezeigte Frage gebietet Vorsicht. Sie ist nur teilweise zu beantworten, und dies kann jeweils nur aus der Perspektive einer der drei Religionen geschehen, die sich auf unterschiedliche Offenbarungen berufen. Aus christlicher Perspektive ist die Verwandtschaft zur jüdischen Tradition konstitutiv, während das muslimische Gottesverständnis die zentrale Substanz des christlichen Gottesbekenntnisses ausdrücklich abweist. Zwar wird daraus nicht zu schließen sein, dass es sich um verschiedene Götter handelt, aber die Identität liegt jenseits des von christlicher Tradition aus zugänglichen Bereichs. Eine spekulative Überschreitung der eigenen Tradition zugunsten einer wünschenswerten Gemeinsamkeit verbietet sich, wenn Gott nicht zu einer abstrakten Idee verkommen soll. Ein tragfähiger Dialog lässt sich nicht auf Wunschvorstellungen gründen, sondern bezieht seine Solidität und Nachhaltigkeit allein aus dem behutsamen Umgang mit dem, was sich aus der jeweils eigenen Tradition heraus begründet sagen lässt. Erst ein theologischer Respekt, der auch die unausräumbaren Differenzen wahrnimmt, kann den zweifellos notwendigen Dialog vor allzu leicht erschütterbaren Abstraktionen und Illusionen bewahren.


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Personen: Weinrich, Michael

Schlagwörter: Gott Islam Judentum Christentum Systematische Theologie

Interessenkreis: Religionswissenschaft

2370/..2370 CI

Weinrich, Michael:
Glauben Juden, Christen und Muslime an denselben Gott? : systematisch-theologische Annäherungen an eine unzulängliche Frage / Michael Weinrich. - In: Evangelische_Theologie, 67. Jg., 2007, 4, S.246-263

Zugangsnummer: 2007/4413