Pangritz, Andreas
"Wendung nach Jerusalem" zu Friedrich-Wilhelm Marquards Arbeit an der Dogmatik

Friedrich-Wilhelm Marquardts dogmatische Arbeit ist von ihm selbst als "Aufarbeitung" einer Israelreise im Jahr 1959 verstanden worden. In einem langen Anlauf arbeitete er sich an seinen Lehrern Rudolf Bultmann und Karl Barth ab. Die Entdeckung der Bedeutung des nachbiblischen Judentums für diechristliche Theologie in Barths "Israellehre" wurde als zukunftsweisend gewürdigt, antijudaistische Relikte in dieser Lehre jedoch kritisiert. Marquardts siebenbändige Dogmatik erscheint gegenüber der Schultradition als "irregulär": Unter bewusstem Verzicht auf Vollständigkeit der Themen wird die Tradition gegen den Strich gebürstet, um dem theologischen Antijudaismus den Boden zu entziehen. Unverhältnismäßiges Gewicht im Vergleich zur Tradition erhält nicht zufällig die Eschatologie (unter Einschluss einer theologischen " Utopie"). Christlicher Glaube kann seit Auschwitz allenfalls als Gegenstand von Hoffnung zur Sprache kommen. Bis zuletzt ist Marquardt ein beim Judentum Lernender geblieben. Ein wesentliches Moment dieses Lernens stellten in seinem letztem Lebensjahrzehnt die gemeinsam mit Chana Safrai durchgeführten Talmud-Tagungen dar; auf denen er bereit war, jüdischer Tradition der "Halacha" ein "Mitspracherecht" bei der experimentellen Formulierung christlicher Dogmatik einzuräumen.


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Personen: Pangritz, Andreas

Schlagwörter: Dogmatik Lebenslaufforschung

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Pangritz, Andreas:
"Wendung nach Jerusalem" : zu Friedrich-Wilhelm Marquards Arbeit an der Dogmatik. - In: Evangelische Theologie, 65. Jg., 2005, 1, S.8-23

Zugangsnummer: 2007/0242