Rezension
Lukas, 31-jähriger Zyniker ohne Hochschulabschluss, arbeitet in einer Münchner Kirchengemeinde als Nachhilfelehrer für sozial benachteiligte Kinder, viel lieber jedoch springt er mit deren allein erziehenden Müttern in die Kiste. So weit, so gut bis zu dem Tag, als sein vermeintlich zurückgebliebener Cousin Paul vor der Tür steht, mit dem Lukas einst in einem bayerischen Provinznest aufgewachsen war. Wie erwartet, stellt Paul einigen Unsinn an, daneben hat er aber auch klare Momente, und es stellt sich heraus, dass Paul an zunehmender Demenz leidet und eine Geschichte hat, von der Lukas bislang nichts wusste. Lukas sieht sich gezwungen, sich mit seiner Familiengeschichte auseinander zu setzen. In "Bellboy" zeigt der Kabarettist Jochimsen einmal mehr seine präzise Beobachtungsgabe und sein Talent, von menschlichen Abgründen mit Leichtigkeit, Humor und Wärme zu erzählen; im Unterschied zu den Vorgängern (vgl. BA 3/03; 3/01) hat diese Geschichte über Verantwortung jedoch mehr Tiefgang. Auch aufgrund des steigenden Bekanntheitsgrades des Autors bereits kleineren Beständen zur Anschaffung empfohlen.
Serie / Reihe: dtv
Personen: Jochimsen, Jess
JOCH
Jochimsen, Jess:
Bellboy oder: Ich schulde Paul einen Sommer : Roman / Jess Jochimsen. - 2. Aufl., Orig.-Ausg. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2006. - 236 S. ; 21 cm. - (dtv ; 24477 : dtv-premium)
ISBN 978-3-423-24477-0 kt. : EUR 12.00
JOCH - sch. Lit.Erw