Rezension
"Jeder von uns möchte den anderen nicht überleben müssen. Oft haben wir uns gesagt, dass wir, sollten wir wundersamerweise ein zweites Leben haben, es zusammen verbringen möchten." So lauten die Schlusssätze eines offenen, eines erstaunlichen Liebesbriefes, erschienen im September vergangenen Jahres, den André Gorz an seine Frau Dorine gerichtet hat. Knapp sechzig Jahre zuvor, an einem Herbstabend im Lausanne des Jahres 1947, waren sie sich erstmals begegnet. Es war dies, wie es in kitschigen Biografien hieße, eine schicksalhafte Begegnung: Sie, die junge Engländerin, und er, der "Austrian Jew", der 1923 in Wien als Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter zur Welt gekommen war, blieben fortan zusammen. Sie waren unzertrennlich wie Philemon und Baucis, und auch der Tod vermochte sie nicht zu scheiden. Wie berichtet, haben sich André Gorz und die seit Jahren schwer kranke Dorine, er vierundachtzigjährig, sie dreiundachtzigjährig, am 24. September gemeinsam das Leben genommen. Der "Brief an D." ist ein anrührendes, ein aufrichtiges Buch. Es ist Lebensrückblick, Epilog, intellektuelle Autobiografie - und mit jeder Zeile Hommage an die vom Tode bereits gezeichnete Gefährtin. (NZZ, 10. Oktober 2007)
Personen: Gorz, André
GORZ
Gorz, André:
Brief an D. : Geschichte einer Liebe / André Gorz. Aus dem Franz. von Eva Moldenhauer. - [Zürich] : Rotpunktverl., 2007. - 98 S. ; 20 cm
Einheitssacht.: Lettre à D.
ISBN 978-3-85869-353-2 fest geb. : EUR 15.00
Zugangsnummer: 80607021813
GORZ - sch. Lit.Erw