Rezension
In der ungenannten "Stadt am Meer" - die nur Bombay sein kann - leben und arbeiten 4 Personen unterschiedlichster Herkunft in einer engen Wohnung. Die Witwe Dina, die um ihre Unabhängigkeit von ihrer Familie kämpft, der Student Maneck und die "Unberührbaren" Ishvar und Om, die vor Verfolgung und Armut aus ihrem Dorf geflohen sind, sehen sich zunächst eher unfreiwillig zusammengedrängt, bilden aber schließlich eine Art Freundschaft und Schicksalsgemeinschaft, die jedoch tragisch zerbrechen muß. Dieser zutiefst pessimistische, mit sarkastischem Witz und polemischen Untertönen ausgestattete Roman zeigt ein von jeder Indienromantik freies Bild eines Landes mit unfähiger Regierung und korrupten Verwaltern, denen das Volk als Verfügungsmasse gilt. Die Versuche der Protagonisten, trotz ungünstiger Umstände "ein Gleichgewicht zwischen Hoffnung und Verzweiflung zu finden", lassen den Leser unmittelbar mithoffen und mitfühlen und halten den Spannungsbogen über 800 Seiten hinweg. Düsterer als "So eine lange Reise" (BA 11/94), dennoch ein faszinierender Roman, den man kaum aus der Hand legen kann. Breit empfohlen.
Personen: Mistry, Rohinton
MIST
Mistry, Rohinton:
¬Das Gleichgewicht der Welt : Roman / Rohinton Mistry. - Frankfurt am Main : Krüger, 1998. - 862 S. ; 22 cm
Einheitssacht.: ¬A fine balance
ISBN 978-3-8105-1249-9 fest geb. : 49,80 + F
Zugangsnummer: 65998011056
MIST - sch. Lit.Erw