Rezension
Die Bücher des mit Emanuel Geibel, Friedrich Hebbel und Wilhelm Raabe freundschaftlich verbundenen Holsteiner Autors gehörten in der Wilhelmischen Ära zu den meistgelesenen des Bürgertums. Wilhelm Jensen kam 1837 als unehelicher Sohn einer Dienstmagd und des damaligen Kieler Bürgermeisters zur Welt. Er studierte in Kiel, Breslau und Würzburg und arbeitete als Zeitungsredakteur in Stuttgart, Freiburg und Flensburg. Jensens Werk ist geprägt von historischen Themen. In seinen Romanen, Novellen, Gedichten und Theaterstücken zeigt er sich als ein der Aufklärung verbundener, freiheitlich denkender, gegen Etikette und Prüderie sich auflehnender Mensch, der gegenüber den christlichen Konfessionen kritisch eingestellt ist. Über das 1903 erschienene Buch "Gradiva" hat Sigmund Freud 1907 seine 1. größere psychoanalytische Literaturinterpretation verfasst. Schauplatz der 1890 erstmals veröffentlichten Novelle "Der Herr Senator" ist Jensens Geburtsort, die schleswig-holsteinische Kleinstadt Heiligenhafen. Er beschreibt, inspiriert von seiner eigenen Biografie, das Leben eines einflussreichen Ratsherrn, Kaufmanns und Reeders und seiner Familie. Eine literarisch überzeugende und zugleich unterhaltsame, gefühlvolle Novelle, die der rührige Inhaber einer Heiligenhafener Druckerei als schön gestaltetes Bändchen herausgebracht hat. Für alle Büchereien in Schleswig-Holstein interessant.
Personen: Jensen, Wilhelm
JENS
Jensen, Wilhelm:
¬Der¬ Herr Senator : Novelle aus dem alten Heiligenhafen / Wilhelm Jensen. - Heiligenhafen : Eggers, 2005. - 80 S. ; 21 cm
kt. : EUR 8,74
JENS - sch. Lit.Erw