Rezension
Als "Schreibtischtäter" wird in Frankfurt (Oder) ein einstiger DDR-Grenzoffizier angeklagt. Dessen Biografie vom Freiheitskämpfer in Spanien und KZ-Häftling zum "Kerkermeister" in der DDR interessiert Verteidiger Wolfskehl, ein "Archetyp bürgerlicher Selbstzufriedenheit", für den der Prozess schnell zum Rachefeldzug und Schauprozess eskaliert, der als Farce endet - und mit einer Lebenskrise des Anwalts. Henrich, prominenter Ex-Bürgerrechtler und selbst Anwalt, der zu Wendezeiten mit seiner DDR-Analyse "Der vormundschaftliche Staat" (BA 9/89) für Furore sorgte, diskutiert vor dem Hintergrund von Politbüro- und Mauerschützenprozessen in diesem formal an amerikanische Gerichtsfilme erinnernden Prosadisput Möglichkeiten einer juristischen "Aufarbeitung" der Vergangenheit. Das heikle, immer noch brisante Thema wird kontrovers und aufregend diskutiert - aufregend für Leser, die sich intensiv mit jüngster deutscher Geschichte oder juristischer Thematik beschäftigen. Das erzählerische Gerüst der Dialoge ermöglicht wohl große Differenziertheit, ist aber eher einfach gezimmert. Großes Medieninteresse!
Personen: Henrich, Rolf
HENR
Henrich, Rolf:
¬Die¬ Schlinge : Roman / Rolf Henrich. - Frankfurt am Main : Eichborn, 2001. - 164 S. ; 22 cm. - (Eichborn Berlin). - Lizenz
ISBN 978-3-8218-0707-2 fest geb. : DM 34.00, EUR 17.90
HENR - sch. Lit.Erw