Rezension
Hier ist dem Autor (trotz vieler berechtigter Einwände) ein großer Roman gelungen. An einem Sonntagnachmittag gönnt sich der Israeli Motti sein wöchentliches Pornovideo. In einer der Darstellerinnen erkennt er seine Tochter Nurit. Seit 10 Jahren hat er Nurit nicht mehr gesehen. Als sie 5 war, hat man sie ihm weggenommen. Biller geht mit dem Aufrollen der biografischen Gründe für die Trennung von einer über alles geliebte Tocher und ihrer gefühlskalten deutschen Mutter mehrere Tabuthemen gleichzeitig an: das nach wie vor gestörte deutsch-jüdische Verhältnis, das Dilemma des deutschen Wesens aus jüdischer Sicht und das Thema Inzest. Billers Stärke liegt in der vielschichtigen Figurenzeichnung und der atmosphärischen Dichte seiner Szenen. Motti, der innerlich Versehrte, wird vom Opfer zum Täter. Seine abgöttische Liebe zu seiner kleinen Tochter Nurit, die er rührend liebevoll umsorgt, wird zum Missbrauch. Biller schafft es, eine ergreifened, manchmal schwer zu ertragende, spannende und ernste Geschichte zu erzählen. Breit empfohlen.
Personen: Biller, Maxim
BILL
Biller, Maxim:
¬Die Tochter : Roman / Maxim Biller. - 1. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2000. - 425 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-462-02876-8 fest geb. : DM 45.00 + F
BILL - sch. Lit.Erw