Rezension
Der 90-jährige Willy Knobel ist nach einem Sturz so schwach, dass er nicht mehr allein leben kann. Sein Sohn Harald und Schwiegertochter Petra nehmen ihn auf - etwas widerwillig, aber es ist ja nur für kurze Zeit, meinen die beiden. Enkel Max pflegt den Alten hingebungsvoll und nicht ganz uneigennützig: seine Puddingdiät bewirkt, dass das Arrangement sich als langfristiger erweist als gedacht. Und da kommt man doch ins Grübeln, wie man das ändern kann; es bleibt auch nicht beim Grübeln. Es kommt hinzu, dass jeder im Haushalt seine kleinen Geheimnisse hat, ja sogar die sprichwörtliche "Leiche im Keller" fehlt nicht. Ingrid Noll (zuletzt "Kuckuckskind", BA 9/08) schildert eine bürgerliche Familie, hinter deren heiler Fassade Abgründe lauern - vom Mordgedanken bis zur Umsetzung wird nicht lange gefackelt. Wie immer bei der Autorin flott und ironisch geschrieben; die längeren, fast idyllischen Passagen bilden einen wirksamen Kontrast zu der eigentlich rabenschwarzen Geschichte (Hörbuch in dieser Nr.). Selbstgänger für Öffentliche Bibliotheken.
Personen: Noll, Ingrid
NOLL
Noll, Ingrid:
Ehrenwort : Roman / Ingrid Noll. - Zürich : Diogenes, 2010. - 335 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-257-06760-6 fest geb. : EUR 21.90
NOLL - sch. Lit.Erw