Rezension
Der neue Roman des mit dem Büchner-Preis ausgezeichneten und im "Spiegel" von Martin Walser hochgelobten Autors (hier zuletzt "Der Tod und ich": BA 12/96) schildert das Scheitern einer langjährigen Ehe. Der Ich-Erzähler, ein vorzeitig pensionierter Geschichtslehrer und eine in ihrer gestörten Identität typische Stadler-Figur, lädt nach 20 Ehejahren des Nebeneinander-Herlebens einen jungen Mann, der sich als "Gelegenheitsschrotthändler" präsentiert, von der Straße in sein Haus. Für seine Frau, eine renommierte Handchirurgin, wird der "hinreißende", von moralischen Skrupeln unbelastete junge Mann zu einer späten erotischen Obsession, und am Ende des Romans verschwinden Frau und Liebhaber mitsamt allem Vermögen des Ehepaares aus dem Leben des Ich-Erzählers. Stadler lotet die Bewusstseinslage von Menschen mit Minderwertigkeitsängsten und Kommunikationsproblemen psychologisch subtil aus und bringt seine Befunde in lakonischen Sentenzen eindrucksvoll auf den Punkt. Der virtuos geschriebene und zugleich bedrückend zu lesende Roman eignet sich sehr gut, um den ins Gespräch gekommenen Autor kennenzulernen.
Personen: Stadler, Arnold
STADL
Stadler, Arnold:
¬Ein hinreissender Schrotthändler : Roman / Arnold Stadtler. - Köln : DuMont, 1999. - 237 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-7701-4959-9 fest geb. : 39,80 + f
STADL - sch. Lit.Erw