Rezension
So sehr wir es im Weiterlesen auch hoffen mögen, es kann überhaupt nicht gut gehen mit Simone, die nicht so genannt werden möchte, sondern MONA, und ihrem Stammkunden im Kosmetikstudio, einem arrivierten Zeitungsschreiber. So sehr sie sich auch einzuempfinden versucht in seine Texte, seine Wortwahl, seine Gedanken, ganze von ihm verfasste Artikel auswendig lernt, nur noch lebt für die zuvor unbekannte abendliche Zeitungslektüre und seinen Donnerstagstermin ("Er wurde schöner, sie klüger"), sich in Selbst- und Welterklärungen in seiner Sprache versucht. Da wendet sich alle Ironie übergangslos in Mitleid, versteckt sich in subtilen Formulierungen, in fein ziselierter Sprachschönheit, die staunen lässt, schrieb Kullmann doch zuvor den zeitgeisttrunkenen Sachbuchbestseller "Generation Ally" (BA 5/02). Und es geht so schief mit den beiden, so anrührend schief, wie es schiefer nicht gehen könnte. Lachen und Weinen lässt sich über diesen zarten, melancholischen Roman, der sich bescheiden "Erzählung" nennt und überall verzaubern dürfte.
Personen: Kullmann, Katja
KULL
Kullmann, Katja:
Fortschreitende Herzschmerzen bei milden 18 Grad : eine Erzählung / Katja Kullmann. - 1. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2004. - 173 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-462-03404-2 fest geb. : EUR 14.90
KULL - sch. Lit.Erw