Rezension
Der neue Roman des inzwischen 77-jährigen Erfolgsschriftstellers und prominenten Vertreters der Nachkriegsliteratur zeigt keinerlei Nachlassen seiner literarischen Gestaltungskraft, eher im Gegenteil. In ruhigem Erzählfluss, plastischer Sprache und behutsamer psychologischer Analyse entwirft Lenz eine Gegenwelt zur schnelllebigen Gegenwart mit ihrer Fixiergung aufs Ego, auf Geld, Karriere und gutes Aussehen. Den 24-jährigen Henry Neff fasziniert die Arbeit im Fundbüro der Bahn und faszinieren die Verluste der Menschen und die unterschiedliche Art und Weise, wie sie damit fertig werden. Aber es geht Lenz' mit seiner Zentralfigur auch um das "Wieder-Finden" scheinbar altmodischer Werte wie Freundschaft und mitmenschliche Solidarität, platonische Liebe und die Berufswahl als innere Berufung. Vielleicht kein künstlerisch hochrangiger, aber ein souverän erzählter und auf liebenswürdige Weise gegen die Zeit stehender Roman, der aber gerade darin sehr aktuell wirkt. Breit empfohlen.
Personen: Lenz, Siegfried
LENZ
Lenz, Siegfried:
Fundbüro : Roman / Siegfried Lenz. - 1. Aufl. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2003. - 335 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-455-04280-1 fest geb. : EUR 21.90
LENZ - sch. Lit.Erw