Rezension
Neben Werken epischen Ausmaßes wie zuletzt "So fängt das Schlimme an" (ID-A 44/15) hat der spanische Autor schon von Beginn an immer wieder gezeigt, dass er auch kurze Formate beherrscht, etwa in "Als ich sterblich war" (ID-A 17/99) oder "Während die Frauen schlafen" (ID-B 3/00). Auch wenn man seine Themen und seinen Stil dank seines enormen Schaffensdrangs inzwischen gut kennt, faszinieren Marías' Geschichten doch stets aus Neue. Meist stammt das Personal aus einer gutbürgerlichen, erfolgreichen Welt und wird urplötzlich mit einer Katastrophe, nicht selten sogar einem Todesfall, konfrontiert. Oder es sind Brüche in Beziehungen, die die Handlung und die Entwicklung der Charaktere vorantreiben. Sogar Gespenstergeschichten kommen vor, für die Marías anscheinend ein Faible hat. Mitunter spielt die unbewältigte Vergangenheit Spaniens eine Rolle, wenn aus dem Bürgerkrieg resultierende Verwicklungen in die Handlung eingebaut sind. Die 30 oft schon auf Deutsch vorliegenden, zwischen 1968 und 2005 erschienenen Erzählungen geben einen guten Einblick in das Werk des Autors. Breit empfohlen.
Personen: Marías, Javier
Standort: SL
MARI
Marías, Javier:
Keine Liebe mehr : akzeptierte und akzeptable Erzählungen / Javier Marías ; aus dem Spanischen von Susanne Lange [und andere]. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2016. - 508 Seiten ; 22 cm
Einheitssacht.: Mala índole
ISBN 978-3-10-002444-2 fest geb. : EUR 25.00
Zugangsnummer: 80617016676
MARI - sch. Lit.Erw