Rezension
Zeitlich anschließend an die Bekenntnisse eines Bürgers (vgl. BA 1/01) erscheint mit "Land, Land" ein ergreifendes und sehr eigenwillig-subjektiv erzähltes Zeugnis, das die leidvolle Geschichte Ungarns von der deutschen Besetzung über die bolschewistische "Befreiung" bis zur kommunistischen Staatswerdung beschreibt. Marai, dessen außergewöhnliche sprachliche Meisterschaft das deutsche Publikum erst seit kurzem wahrnehmen kann, schrieb dieses Werk - stark zeitversetzt - 1972 in seinem amerikanischen Exil. Aus der Sicht eines Menschen, der weiß, dass er letztlich nie in der Freiheit ankommt, die er sucht, der die politischen Systeme, ihre Ideologien und die wahnsinnigen und menschenunwürdigen Methoden, mit denen sie durchgesetzt werden, durchschaut, erkennt im Moment der erfolgreichen Flucht aus Ungarn: "Lautlos rollte der Zug ... Ich begriff, daß wir frei waren. Ich begann mich zu fürchten." Es ist das Buch eines zutiefst Zweifelnden, der dennoch das pralle ungarische Leben und seine alltäglichen Perversionen auf unnachahmliche Weise darstellen kann.
Serie / Reihe: Serie Piper
Personen: Márai, Sándor
LIT 640 MAR
Márai, Sándor:
Land, Land : Erinnerungen / Sándor Márai. - Ungekürzte Taschenbuchausg. - München [u.a.] : Piper, 2001. - 317 S. ; 19 cm. - (Serie Piper ; 3184)
Einheitssacht.: Föld, föld!...
ISBN 978-3-492-23184-8 kt. : DM 19.90, EUR 9.90
Zugangsnummer: 65902004239
LIT 640 MAR - Sachlit. Erw