Rezension
Fenchel war der Kosename des Bruders Felix Mendelssohn Bartholdy für seine innig geliebte ältere Schwester Fanny. Ihr ist Härtlings neuestes Werk gewidmet. Die hochbegabte Fanny, Enkelin des Philosophen Moses Mendelssohn, ist ihrem Bruder eine neidlose, aber künstlerisch ebenbürtige Schwester, der die eigene Verwirklichung als Künstlerin gemäß den gesellschaftlichen Gepflogenheiten nur im kleinen Rahmen zugestanden wird. Härtling schildert den engen Zusammenhalt der Familie, das gesellschaftliche Leben, die Sonntagskonzerte, die Angst vor dem sich ausbreitenden Antisemitismus. Fannys Kampf gegen die ihr aufoktroyierte Rolle und ihre Verzweiflung über die Unmöglichkeit, ihr Talent nicht voll entfalten zu können, werden nur am Rande thematisiert. Fannys Leben ist durch Briefe und Tagebuchaufzeichnungen gut dokumentiert, Härtling geht mit den Quellen und Fakten in seiner aus anderen Künstlerbiografien (z.B. Schumann, BA 11/96) bekannten besonnenen Art um, streut in Ich-Form eigene Reflexionen ein und zeichnet ein lebendiges Bild der Künstlerin und ihrer Zeit. Ab mittleren Beständen gerne empfohlen.
Personen: Härtling, Peter
HÄRT
Härtling, Peter:
Liebste Fenchel! : das Leben von Fanny Mendelssohn-Hensel erzählt in Etüden und Intermezzi / Peter Härtling. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2011. - 375 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-04312-9 fest geb. : EUR 19.99
HÄRT - sch. Lit.Erw