Rezension
In Annjas Familie wurde die Wissenschaft von der Kältetechnik sozusagen mit der Muttermilch vererbt. Für Annjas Vater war der Beruf Berufung, die auch schon mal Kapriolen schlug. Das war vor allem der Fall, wenn in der Kaufhalle im Neubaugebiet die Temperatur der Tiefkühltruhe nicht stimmte oder sich das Gefriergut gar noch über die Stapelmarke hinaus in der Truhe schichtete. Immer dann lief ihr Vater zur Höchstform auf, denn die Geschlossenheit der Kühlkette war ihm heilig! Als Annja jedoch eines Tages ihren Vater in der heimischen Tiefkühltruhe gefroren findet, glaubt sie zunächst an eine Sinnestäuschung. Die Temperatur war exakt eingehalten und das, obwohl nicht mal der Stecker in der Steckdose steckte! Um diesen rätselhaften Gefriervorgang zu entschlüsseln, begibt sich die junge Frau auf eine Reise in die Vergangenheit. Annett Gröschner zeichnet ein lebendiges, überaus witzig inszeniertes Bild der ostdeutschen Geschichte. Anhand der Kühlkette lässt sie das Leben einer Gesellschaft zwischen Mangelwirtschaft und Kaltem Krieg auferstehen - realistisch, überzeugend und sehr unterhaltsam. Empfehlenswert.
Personen: Gröschner, Annett
GRÖS
Gröschner, Annett:
Moskauer Eis : Roman / Annett Gröschner. - 1. Aufl. - Leipzig : Kiepenheuer, 2000. - 288 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-378-00628-7 fest geb. : DM 36.00 + f
GRÖS - sch. Lit.Erw