Rezension
Wie kein Amtsinhaber vor und nach ihm hat Weizsäcker die politischen Möglichkeiten des Bundespräsidenten (seine Amtszeit 1984/94) so ausgeschöpft wie er. Der namhafte Journalist, Herausgeber des "Tagesspiegel", verleugnet in seiner Biografie seine Bewunderung nie. Die Stationen seiner Laufbahn hat Weizsäcker in Selbstzeugnissen ("Vier Zeiten", BA 12/97) charakterisiert. Rudolph geht es deshalb darum, den besonderen Rang des Politikers herauszustellen. Auf äußerst subtile Weise geht er der Frage nach den Motivationen für das politische Engagement nach. Dabei zeigt er, dass der Weg zur Präsidentschaft nicht, wie oft behauptet, ein folgerichtiger, immer zielstrebiger war, aber auch, dass Weizsäcker immer auch eine spezifisches Gefühl für Macht- und Gestaltungswillen zu entwickeln wusste, wie z.B. im deutschen Einigungsprozess. Geprägt war er durch Herkunft, Begabung und persönliche Ausstrahlung. Rudolph spricht auch heikle Themen an, wie sein Ausweichen, wenn es um die Rolle des Vaters im 3. Reich geht, oder das prekäre Verhältnis zu Kanzler Kohl. Eine höchst angemessene Biografie. (2)
Personen: Rudolph, Hermann
GESCH 447 WEI
Rudolph, Hermann:
Richard von Weizsäcker : eine Biographie / Hermann Rudolph. - 1. Aufl. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2010. - 285 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-87134-667-5 fest geb. : EUR 19.95
GESCH 447 WEI - Sachlit. Erw