Rezension
Verkannte Erfinder und entrückte Gelehrte kommen mit dem Ich-Erzähler der Sterntagebücher, Ijon Tichy, zusammen. Sie haben eine Zeitmaschine konstruiert, um menschliche Seelen für alle Zeiten in Kristalle einzufangen, sich selber geklont oder in einer großen Trommel eine künstliche Welt geschaffen, worin menschliche Fluida existieren. Tichy stellt sich diesen technischen Monstrositäten, indem er im Dialog mit den Urhebern ihren aberwitzigen Auswüchsen auf die Spur kommt. Lem gelingt dies mit Witz und Ironie, mit Spannung und verblüffenden Einfällen, mit philosophischer Tiefe und gesellschaftlichem Biss. Michael Schwarzmaier schafft es wieder sehr überzeugend (zuletzt "Robotermärchen", MI 2/02), in Lems uferloses Universum einzutauchen und den Zuhörer mitzunehmen in eine Welt, die ihn zugleich belustigt und ängstlich stimmt. Es ist höchst erstaunlich, wie zeitlos bzw. aktuell Lems Texte geblieben sind (EA 1971 in Polen, bei Suhrkamp 1978) und vor allem äußerst eindrucksvoll, aus welcher Fülle von Ideen, Gedanken und Verknüpfungen Lem unterhaltsame Geschichten formt. Eine (Wieder-)Entdeckung für alle!
Serie / Reihe: Reihe Science-Fiction
Personen: Eckardt, Hans Lem, Stanislaw
CD-SL
Lem, Stanislaw:
Sterntagebücher : aus den Erinnerungen Ijon Tichys ; Lesung / Stanislaw Lem. Sprecher: Michael Schwarzmaier. Regie: Hans Eckardt. - Marburg/Lahn : Verl. und Studio für Hörbuchprod., 2003. - 3 CD in Doppelbox. - (Reihe Science-Fiction) (Hörbuch)
ISBN 978-3-89614-267-2 (3 CD zs.) : EUR 26.00
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