Rezension
Über 20 Jahre nach Meckels vielgelobten "Suchbild: über meinen Vater" (BA 7/80, 73) erscheint das Pendant über die Mutter des Autors, beide Bücher gleichermaßen autobiografisch wie literarisch anspruchsvoll durchkomponiert. In "Suchbild: meine Mutter" entwickelt Christoph Meckel (zuletzt "Zähne": ID 43/00) aus einem imaginären Dialog zwischen Sohn und Mutter das subtile Psychogramm einer intellektuellen und attraktiven Frau, der menschliche Einfühlung und Wärme ebenso fehlen wie die Fähigkeit zu lieben. Doch Meckel beläßt es nicht bei einer bitteren Abrechnung mit der Mutter, sondern zeichnet ein differenziertes, anrührendes Bild, indem auch positive Akzente keineswegs fehlen und blendet dabei auch den Zeithintergrund sowie zeittypische Verhaltens- und Mentalitätsmuster auf überzeugende Weise mit ein. Meckels Mutter-Porträt ist aber vor allem dank seiner lakonischen, zugleich genauen wie hochpoetischen und lyriknahen Sprache ein Lesegenuß, der eine breite Empfehlung verdient.
Personen: Meckel, Christoph
MECK
Meckel, Christoph:
Suchbild : meine Mutter / Christoph Meckel. - München [u.a.] : Hanser, 2002. - 123 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-20219-1 fest geb. : EUR 13.90
MECK - sch. Lit.Erw