Rezension
Wortgewaltig entfaltet E. Menasse das Porträt ihrer eigenen, jüdisch-christlichen Familie während des 20. Jahrhunderts in Wien. Da ist der Großvater, Lebemann und Tausendsassa, der neben der schönen, kühlen Großmutter herlebt und deren Beziehung doch allen Widrigkeiten standhält. Der älteste Sohn bringt es im 2. Weltkrieg in der englischen Armee zu Ruhm und Ansehen, der 2. Sohn (E. Menasses Vater) wird ein begnadeter Fußballspieler, die bildschöne Schwester Katzi stirbt jung in Kanada. Das wechselvolle, an Zwistigkeiten reiche Leben der Familie bietet reichlich Stoff für Anekdoten, immer wieder kommen alle zusammen, um in Erinnerungen zu schwelgen, zu diskutieren und - vor allem - zu streiten. Doch mit dem Tod der ältesten Generation zerfällt der Familienverband. In der Gegenwart geht jeder eigene Wege. Die Lust an der Sprache und am Erzählen merkt man dem Roman der Journalistin ("Der Holocaust vor Gericht": BA 12/00) in jeder Zeile an. Skurril und humorvoll, kritisch und ironisch, entsteht lebendig das Bild einer vergangenen Epoche in einer der schillerndsten Städte der Welt. Nachdrücklich empfohlen.
Personen: Menasse, Eva
MENA
Menasse, Eva:
Vienna : Roman / Eva Menasse. - 3. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2005. - 427 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-03465-3
MENA - sch. Lit.Erw