Rezension
André Heller, Wiener und Weltbürger, ist ein Tausendsassa, auch ein Sprachkünstler. In dieser autobiografisch geprägten Erzählung verarbeitet er Erlebnisse aus seiner eigenen Kindheit zur Geschichte eines Jungen Ende der 1950er-Jahre in Wien: Paul Silberstein sitzt fest in der Gefühlskälte eines Jesuiteninternats, wo die zukünftige Elite herangezogen wird, um sich auf Wunsch des Vaters den Katholizismus "einbrennen" zu lassen. Nach dem Tod des diktatorischen Vaters, der als Jude die Nazizeit im Exil überlebte, zum Katholiszismus konvertierte und nach dem Krieg mit unsäglichem Hass auf alle Menschen (einschließlich seiner Familie) zurückkehrte, darf Paul diesen grausamen Ort verlassen und bei der zarten, schöngeistigen Mutter bleiben. Mit großartiger Beobachtungsgabe und Sprachbeherrschung schildert Heller die Welt der Wiener Bourgeoisie im 20. Jahrhundert, aber auch die untergegangene jüdische Welt und die inneren Fluchten eines fantasievollen Jungen. - Lesegenuss, für viele Bibliotheken.
Personen: Heller, André
HELL
Heller, André:
Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein : eine Erzählung / André Heller. - Frankfurt am Main : Fischer, 2008. - 137 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-030209-0 fest geb. : EUR 16.90
HELL - sch. Lit.Erw