Rezension
Die neuen Erzählungen der Kanadierin folgen wieder mehr der Tradition, wie sie z.B. in "Tricks" (BA 7/06) zu finden ist, als den stärker autobiografischen Texten im zuletzt erschienenen Band "Tanz der seligen Geister" (BA 5/10). Beleuchtet werden die Beziehungsgeflechte zwischen Menschen und deren Dynamik und Wandlungsfähigkeit. Tief empfundene oder abgestumpfte Liebe, Ehe, Scheitern von Beziehungen, physische und psychische Gewalt, Ausharren oder Aufbruch und Neubeginn. Auch das Böse, das unter der Oberfläche schlummert, bricht sich in den Geschichten Bahn oder die Grausamkeit, derer Kinder mitunter gegenüber Außenseitern fähig sind. Die Figuren und ihre Schicksale sind auf den 1. Blick einfach, alltäglich. Das jeweils Besondere, Komplexe offenbart sich erst beim genauen Lesen und Weiterdenken der Geschichten. Alle Erzählungen lassen Raum zum Nachdenken und Füllen der Lücken, wären Basis für ganze Romane. Alice Munro at her best, mit schönen Grüßen an das Nobelpreis-Komitee! Gern empfohlen, auch und gerade für Menschen, die sonst nicht gerne Kurzgeschichten lesen.
Serie / Reihe: Fischer
Personen: Munro, Alice
MUNR
Munro, Alice:
Zu viel Glück : zehn Erzählungen. - 4. Aufl. - Frankfurt : Fischer-Taschenbuch-Verl., 2013. - 362 S. ; 19 cm. - (Fischer ; 18686)
Einheitssacht.: Too much happiness
ISBN 978-3-596-18686-0 kt. : EUR 9.99
Zugangsnummer: 80613023934
MUNR - sch. Lit.Erw