In "Die Bibel - Was man wirklich wissen muss" stellt Christian Nürnberger wichtige Geschichten des Alten und Neuen Testamentes vor. Spannend, unterhaltend und kritisch. Ein so fundierter wie populärer Einstieg in das Buch der Bücher: die Bibel. Lebensnah und aktuell. Rezension: Man muss nicht glauben, um ihrer Kraft, Kühnheit und Weitsicht, Wort-Gewalt und Wort-Schönheit, ihrem kompromisslosen Realismus wie menschlichen Lebensklugheit zu erliegen: der Bibel. Ein Klassiker. Und bis heute unter den Top Ten der Bestseller vertreten. Von Gott, der Welt, den Menschen ist da die Rede. Von Zwängen, Utopien, großen Gefühlen. Von Freiheit, Vertrauen, Verantwortung. Von Zweifeln, Neid, Angst, Hass. Von Gebot, Verbot, Verstoß. Von Not, Mord und Totschlag. Von Strafe und Vergebung. Nichts, was nicht denkbar ist unter den Menschen. Auch nicht unter den Menschen in Beziehung zu dem, der, folgt man der Bibel, Anfang und Ende ist: Gott. Schöpfer des Himmels und der Erde. Und die ist nicht perfekt. Sündenfall, Brudermord, Erbschleicherei. Die große Katastrophe, sozusagen göttliche Klar-Schiff-Machung: die Sintflut. Oder jene legendäre Geschichte über Leidensfähigkeit und Gottvertrauen - Untertitel: Was muss passieren, damit ein Mensch bricht - Hiob, dessen Name nicht umsonst Synonym für großes Unglück geworden ist. Denn all das kommt vor. Und so lässt sie zweifeln, womöglich verzweifeln: die Bibel. Gerade den, der sie nicht nur als große Literatur, als Ausgangspunkt abendländischer Kunst und Kultur, als Mythos begreift und lesen will. Sondern als das, was sie im Wesentlichen auch ist: Grundlage zweier Weltreligionen, des Judentums und des Christentums. Und insofern nicht nur phänomenologisch begründete Welterklärung, sondern auch Glaubensbekenntnis. Wertekatalog und Gottesbeweis. Genau da setzt Christian Nürnberger, studierter Theologe und Journalist, an und pointiert im Untertitel: "Was man wirklich wissen muss." Klingt vermessen. Hier jedoch definiert der eigene hohe Anspruch die Auswahlkriterien der Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament, vor allem den Ansatz des Autors. Und der geht von den Zweifeln aus, den Brüchen. Trotzdem. Gerade weil der strafende, rechthaberische, rachsüchtige, im Grunde ja menschliche Gott nicht verklärt wird, kann daraus, ohne zurechtzuinterpretieren, ein gnädiger Gott werden. Und aus dem sündigen Menschen ein mündiger. Mag sein, dass das inzwischen theologischer Konsens ist, die Einordnung der biblischen Geschichten in den jeweiligen historischen Kontext keine Neuheit. Die Konsequenz aber, mit der Nürnberger Unbequemes thematisiert, Brücken schlägt zu heute, auch politische Folgen offen legt und kritische Auseinandersetzung fordert, macht aus dieser Einführung in die Bibel eine so fundierte wie lebensnahe wie aktuelle Bestandsaufnahme. Der Autor: ein Überzeugungstäter. Sein Gottesbild, sein Menschenbild: ein modernes. Sein Buch: eine Predigt ohne Missionierungsanspruch, aber mit der Hoffnung auf Veränderung. Über den guten Gott, der Fragen provoziert. Antwort ist. Keine einfache, aber eine mögliche. Das ist, was man wirklich wissen muss. Wie der Mensch damit umgeht, bleibt Glaubenssache.
Personen: Nürnberger, Christian
Nürnberger, Christian:
¬Die Bibel : Was man wirklich wissen muß / Christian Nürnberger. - 4. Aufl. - Berlin : Rowohlt, 2005. - 192 S. : 1 Portr.
ISBN 978-3-87134-534-0 fest geb. : 16,90
Bibelkontext - Signatur: Rel BK Nürnb - Buch