Sowohl im rechten und linken politischen Spektrum als auch im radikalen Islam lässt sich der Hass auf Juden einerseits ideengeschichtlich nachzeichnen, andererseits an aktuellen Beispielen belegen. Samuel Salzborn versteht Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne, die auf einer grundsätzlichen Ablehnung von Aufklärung, Liberalismus und Rationalität fußt. Die antisemitische Denkweise zeigt sich unter anderem in der Unwilligkeit, abstrakte, komplexe oder ambivalente Strukturen anzuerkennen, die die moderne Welt kennzeichnen, und fußt auf einer Fantasie, die Juden als homogenes Kollektiv wahrnimmt. Dies kulminiert in der Vorstellung einer "jüdischen Weltverschwörung", die ein strukturelles Merkmal sowohl rechtsextremer, antiimperialistischer und islamistischer antisemitischer Positionen darstellt. In Bezug auf den Staat Israel drückt sich der Antisemitismus, so Salzborn, in einer Strategie der "Dämonisierung, Delegitimerung und Doppelstandardisierung" aus, die der Autor auch der internationalen BDS (Boycott, Divestment and Sanctions)-Kampagne attestiert.
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Schriftenreihe / Bundeszentrale für Politische Bildung
Personen: Salzborn, Samuel Schuster, Josef
JN Antisemitismus 2
Salzborn, Samuel [Verfasser]:
Globaler Antisemitismus : eine Spurensuche in den Abgründen der Moderne / Samuel Salzborn ; mit einem Vorwort von Josef Schuster. - Sonderausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung. - Bonn : Bundeszentrale für politische Bildung, 2019. - 257 Seiten ; 21 cm. - (Schriftenreihe / Bundeszentrale für politische Bildung; Band 10368). - Literaturverzeichnis: Seite 235-257
ISBN 978-3-7425-0368-8 Broschur
Antisemitismus, Nationalsozialismus - Buch