King, Stephen
Atlantis Roman
Buch

Ein außergewöhnlicher Roman als Zeugnis amerikanischer Zeitgeschichte. (DR) An dem Tag, an dem Bobby Garfield seinen elften Geburtstag feiert, zieht Ted Brautigan in die Nebenwohnung ein. Der kluge Alte bringt Geschenke mit - Bücher, die er Bobby zu lesen gibt und die ihn nachhaltig beeinflussen, und Zeit, mit dem Jungen über das Gelesene und seine Probleme zu reden; etwas, das ihm die alleinerziehende und lieblose Mutter nie geben konnte bzw. wollte. Aber Ted Brautigan bedeutet auch Ärger, denn er wird gejagt. Anfangs hält Bobby ihn deshalb für einen Spinner, denn wer hat je von "Niederen Männern" in gelben Mänteln gehört? Bis Bobby sie zum ersten Mal selber sieht! Das neueste Werk von Stephen King dürfte für Kritiker und Fans gleichermaßen eine Überraschung sein, denn erstmals finden sich kaum fantastische Elemente in seinem Roman. Lediglich die "Niederen Männer" entstammen der Welt, die der Autor im Roman-Zyklus "Der Dunkle Turm" erschaffen hat. Der Horror hat diesmal ganz konkrete Ursprünge: das Gefühl von Einsamkeit und des Verlassenseins, die alltägliche Gewalt und immer wieder auch der Krieg in Vietnam. Atlantis ist auch formal kein herkömmlicher Roman. Er besteht vielmehr aus verschiedenen, zeitlich voneinander getrennten Episoden, die durch Personen und Ereignisse lose miteinander verknüpft sind. Die erste und längste Geschichte "Niedere Männer in gelben Mänteln" behandelt die Freundschaft dreier Kinder - Bobby, Carol und Sully-John - und ihre mitunter sehr leidvollen Erfahrungen mit ihrer Umwelt. Sie dürfte sicher zum Besten zählen, was Stephen King je geschrieben hat. Die zweite Geschichte "Herzen in Atlantis" spielt beinahe zur Gänze im Aufenthaltsraum eines Colleges, wo die männlichen Studierenden bis zur Besessenheit einem Kartenspiel namens "Hearts" frönen. Lediglich sechs Jahre sind vergangen, doch das Land hat sich durch den Vietnamkrieg drastisch verändert. Dank des Kartenspiels merken die Studenten anfangs noch nichts davon, doch durch ihr Versagen bei den Prüfungen müssen viele von ihnen das College verlassen und finden sich unversehens im Dschungel von Vietnam wieder. Ein anderer Teil der Studenten beginnt die Friedensbewegung für sich zu entdecken. 1983 - im Kapitel "Blind Willie" ist der Vietnamkrieg nur mehr Erinnerung, ein Phantom-Schmerz für die nationale Psyche. Und diese Psyche kann manipuliert werden, sogar mehrfach, wie Bill Shearman in seiner täglichen Verwandlung vom biederen Geschäftsmann zum Büßer Willie Shearman und schließlich zum blinden Kriegsopfer Blind Willie Garfield beweist. Die letzten beiden Kapitel "Warum wir in Vietnam sind" und "Heavenly Shades of Night Are Falling" bringt 1999 ein Wiedersehen mit den ehemaligen drei Kindheitsfreunden. Alle, die bei der Erwähnung von Kings Namen auf mystischen Horror programmiert sind, mögen von seinem neuesten Roman enttäuscht sein. Allerdings könnte "Atlantis" ein breiteres Publikum erreichen, das sich für ein Stück amerikanischer Zeitgeschichte aus einer sehr persönlichen Sicht interessiert. *bn* Anita Ruckerbauer


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Personen: King, Stephen

Interessenkreis: Fantasy

King, Stephen:
Atlantis : Roman / Stephen King. - München : Heyne, 1999. - 591 S. - Aus dem Amerikan. von Peter Robert
ISBN 978-3-453-15992-1 fest geb.

Zugangsnummer: 1999/3459 - Barcode: 2-9207603-5-00001878-4
Schöne Literatur; Medien für Erwachsene - Signatur: SL King - Buch