Seitenweise 2023 Die 12-jährige Erzählerin Edith steht knapp vor dem Umzug von Berlin nach Krakau. Die tiefgreifende Veränderung bedeutet Abschied von Vertrautem und Neuorientierung in Fremdem. Die sich bedächtig entwickelnde Handlung gibt dem Ankommen viel Raum und bearbeitet behutsam die Konfrontation der schwierigen deutschpolnischen Vergangenheit, die zu Ressentiments gegenüber Edith führt, die darüber nichts weiß. Ihre Irritation wird von den Eltern zurückhaltend mit notwendigen Erklärungen aufgelöst. Dazwischen ist ein Haus, das Edith mit neuen Freund*innen entdeckt und dessen Geschichte als Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Gegenwart fungiert. *STUBE* Die 12-jährige Erzählerin Edith steht knapp davor, mit ihrer Familie von Berlin Kreuzberg nach Krakau zu übersiedeln. Die tiefgreifende Veränderung bedeutet Abschied von Vertrautem – Freundinnen, Nachbar*innen, Heimat – und Neuorientierung in Fremdem. Das Ausgangssetting ist ungewöhnlich: Eine deutsche Familie wandert nach Polen aus, was von ihrer Umgebung auch teilweise mit Irritation und Unverständnis aufgenommen wird. Ediths Eltern haben einander in Krakau kennengelernt, dort studiert und nun beide gute Job-Angebote. Den Transfer haben sie behutsam vorbereitet und besprochen, ein passendes Haus, eine Schule für Edith und Kindergarten für Jakob organisiert. Nach innigen Abschiedsritualen geht es tatsächlich los: Ankommen und langsame Annäherung; neues Zuhause, neue Sprache. Ediths beschreibt ihre Entwurzelung und Verunsicherung undramatisch, freut sich immer wieder über kleine sprachliche und soziale Erfolge und findet in Milena (die auf Jesus und den ehemaligen polnischen Papst Wojtyla vertraut) und Antek zwei Freund*innen, mit denen sie Ausflüge ins jüdische Viertel Kazimierz unternimmt. Schließlich entdecken die drei in Ediths Haus ein geheimes Zimmer und ein Bündel Briefe von Kaya und Elias. Die Kinder halten ihre Entdeckung vorerst geheim und beginnen auf eigene Faust zu recherchieren – finden den Namen der ursprünglichen Hausbesitzer und schließlich den aktuellen Aufenthaltsort von Elias heraus und setzen sich mit ihm in Verbindung … Die Handlung entwickelt sich insgesamt bedächtig: Während Ediths Abschied von Berlin und ihrem Ankommen in Krakau verhältnismäßig viel Raum gegeben wird, bleibt für den letzten Teil deutlich weniger Zeit. Dazwischen führt die immer wieder aufpoppende Konfrontation mit der schwierigen deutsch-polnische Vergangenheit (der Krieg, das Ghetto, Auschwitz …), das daraus resultierendes Misstrauen und Ressentiments bei Edith, die darüber nichts weiß, zu Irritation, die von ihren Eltern zurückhaltend mit notwendigen Erklärungen aufgelöst wird. Die in den Text integrierten Schwarz-Weiß-Illustrationen fungieren zugleich als „emotionales“ Wörterbuch, in dem den sperrigen polnischen Begrifflichkeiten gleichsam eine visuelle Übersetzung eingezeichnet wird. *STUBE Ela Wildberger*
Personen: Bones, Antje Szyszka, Michael
Bones, Antje:
Nebenan ist doch weit weg / Antje Bones. Mit Bildern von Michael Szyszka. - München : dtv, 2023. - 290 S. : Ill.
ISBN 978-3-423-64113-5 fest geb.
Erzählungen 9-13 Jahre - Signatur: 5.1 Bones - Buch