Neuauflage eines wenig bekannten, wichtigen Werkes der deutschen Exilliteratur. (DR) Steinfelds Buch ist die Neuauflage eines im Jahr 1984 posthum veröffentlichten Werkes. Der Autor starb 1970 im englischen Exil. Er wurde als Jude und kritischer Publizist von den Nazis verfolgt und flüchtete 1933 in die Tschechoslowakei. Nach dem Einmarsch der Deutschen gelang ihm im März 1939 die Flucht nach England. Dort blieb er bis zu seinem Tod. Dieser Roman hat keine Handlung an sich, sondern besteht aus der Wiedergabe der Gedanken und Stimmungen eines fiktiven Zeitzeugen. Das Schicksal des Hamburger Getreidegroßhändlers gleicht in zahlreichen Punkten dem des Autors. Als Emigrant darf Glanz nicht arbeiten. Daher sitzt er im Kaffeehaus. Er liest Zeitung, denkt nach, erinnert sich an erlittenes Unrecht, reflektiert und kommentiert das Zeitgeschehen. Wir schauen ihm dabei über die Schulter und erfahren, wie er der medialen Wahrheit und der politischen Propaganda die eigenen Erfahrungen gegenüberstellt. So entsteht ein politisches Panorama der 1930er Jahre. Im Zentrum stehen der Aufstieg und die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland, der Spanische Bürgerkrieg, Mussolinis Feldzüge in Abessinien, die Arisierungen in Deutschland, der Verlust des eigenen Hamburger Handelshauses durch die Arisierung. Der Erzähler reagiert auf diesen Zusammenbruch einer Kultur mit bitterem Sarkasmus. Er offeriert uns auch nicht den Trost des anständig gebliebenen Heroen. Dieses beeindruckende Zeitporträt versetzt uns mitten hinein in eine schlimme Epoche. Wir tauchen ein in ein Meer aus Unsicherheit, Desillusionierung und Enttäuschung. Leicht verdauliche Kost ist dieses auch sprachlich anspruchsvolle Buch nicht. Historisch Interessierte werden es mit Gewinn lesen.

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Personen: Steinfeld, Justin Weinke, Wilfried

Interessenkreis: Männerroman