Brunhilde Pomsel diente einem der größten Verbrecher der Geschichte. Von 1942 bis 1945 war sie Stenotypistin im Propagandaministerium von Joseph Goebbels. In dem Dokumentarfilm »Ein deutsches Leben«, der im Herbst 2016 auf Filmfestivals in München, Jerusalem und San Francisco Furore machte, gibt sie einen Einblick in die Banalität des Schreckens. Pomsel war eine unpolitische Mitläuferin, und das bestreitet sie auch nicht. Ihr ging der Job vor, ihr Pflichtgefühl, das Bedürfnis dazuzugehören. Erst nach Kriegsende sei ihr das ganze Ausmaß der Geschehnisse bewusst geworden. Ihre Lebensgeschichte und ihre bestechende Ehrlichkeit konfrontieren uns mit der hochaktuellen Frage nach der persönlichen Verantwortung für das politische Zeitgeschehen und den Konsequenzen eines wiedererstarkten Nationalismus und Populismus. Werden wir später auch wie Brunhilde Pomsel sagen: »Wir wollten's ja auch nicht wissen«? Der Politikwissenschaftler Thore D. Hansen verdeutlicht am Beispiel Brunhilde Pomsels, wohin Karrieredenken, unreflektiertes Pflichtbewusstsein und politisches Desinteresse führen können und formuliert daraus ein eindringliche Warnung vor einer Wiederholung opportunistischer und egoistischer Blindheit. Dadurch wird die Relevanz von Brunhilde Pomsels Lebensgeschichte für die aktuellen nationalistischen und faschistischen Tendenzen in unseren Gesellschaften deutlich und macht das Buch besonders wertvoll.
Personen: Pomsel, Brunhilde
Pomsel, Brunhilde:
¬Ein¬ deutsches Leben : ; Was uns die Geschichte von Goebbels' Sekretärin für die Gegenwart lehrt. Der biografische Teil des vorliegenden Buches basiert auf Gespeächen mit Brunhilde Pomsel, die von Blackbox Film 2013 und 2014 für den gleichnamigen Kinodokumentarfilm in München aufgezeichnet wurde. / Brunhilde Pomsel. Thore D. Hansen. - 1. Auflg. - München : Europa Verl., 2017. - 192 S.
ISBN 978-3-95890-098-1 EUR 18,90
D 343.1 - Signatur: D 343.1 Pom - Sachbuch