Zwölf Jahre alt ist die Ich-Erzählerin Olivia und ein wirklich schwerer Fall. Ohne ihre jüngere Schwester Hayley und ihren Babybruder Jamie lebt das Mädchen, als die Geschichte beginnt, in ihrem 16. „Zuhause“ – Heime, Pflegefamilien, Betreuer. Sie ist aufbrausend, zerstörerisch, respektlos. Auch handgreiflich wird Olivia von Zeit zu Zeit, vor allem gegen Erwachsene. Olivias Mutter ist Alkoholikerin und hat ihrer „großen“ Tochter immer vermittelt, dass sie sie nicht liebt. Sie hat die Kinder vernachlässigt und Olivia misshandelt, körperlich und seelisch, sodass ihr die drei Kinder im Alter von fünf, drei und einem Jahr schließlich weggenommen wurden. Die Seele und das Herz ihrer ältesten Tochter hat sie tief verletzt und darin eine immense Angst vor mehr und schlimmerer Verletzung wachsen lassen. Wunden und Angst hat Olivia mit der Zeit unter einer dichten Schicht aus Wut und Aggression vergraben, die zum Beispiel ausbrechen, wenn ihr jemand zeigt, dass er sie mag – was sie sich wünscht, niemals glaubt und kaum zulässt. Als sie zu Jim Ivey und seiner Familie kommt, fühlt sie sich dort wohl, wie selten zuvor. Sie spürt – auch wenn sie es kaum aushalten kann und auch Jim gegenüber frech und gemein wird –, dass er sie versteht, dass seine beiden Kinder sie mögen und Olivia sie mag. Aber dann brechen Olivias größten Ängste hervor und zerstören das gerade wachsende Vertrauen in einem gewalttätigen Akt. Eindrücklich ist es Sally Nicholls mit „Wünsche sind für Versager“ gelungen, ihre Leser an Olivias Fühlen und Denken teilhaben zu lassen, die jede, wirklich jede Regung ihres Gegenübers, vor allem die freundlichen, als Ablehnung spürt. Für Olivia ist das normal, beim Leser erzeugt es manchmal regelrecht Schwindel – und macht spürbar, wie verzweifelt und einsam die verletzte Kinderseele ist und welch schweren Weg die Hoffnung hat.

---

Personen: Nicholls&comma