"Wenn ich nur wüsste, wo ich meine Mutterzunge verloren habe", fragt sich die Erzählerin in Emine Sevgi Özdamars Prosadebüt von 1990. Nach vielen Jahren in Berlin ist ihr das Türkisch, ihre erste Sprache, fremd geworden. Auf der Suche nach ihren Wurzeln verliebt sie sich in den Schriftgelehrten Ibni Abdullah, der sie in die "Großvaterzunge" Arabisch, die Sprache der "heiligen" Liebe und des Korans einführt. Und sie erzählt das Märchen vom armen türkischen Bauern, der ins ferne Deutschland gelangt und sich dort als Straßenkehrer wiederfindet - wie so viele seines Volkes, das sich in den sechziger und siebziger Jahren in die Dienstbotenkaste westdeutscher Großstädte verwandelt. Zuletzt sinkt in diesem klugen, souveränen und mit koboldhafter Ironie erzählten Buch sogar Ophelia von der Bühne ihres Heimatlandes zur Putzfrau eines deutschen Theaters hinab.
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Weiterführende Informationen
Personen: Özdamar, Emine Sevgi
Özdamar, Emine Sevgi:
Mutterzunge : Erzählungen | Georg-Büchner-Preis 2022 : Suhrkamp Verlag, 2022. - 130 S.
ISBN 9783518775257
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