Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2014 in der Kategorie Belletristik
medienprofile-Rezension
Das Leben in einem Dorf in der Uckermark - eine Art ostdeutscher Heimatroman.
Ein fiktives Dorf in der Uckermark ist Schauplatz dieses mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichneten Romans. Es handelt sich um eine Art ostdeutschen Heimatroman mit einem "Wir"-Erzähler, der alle Figuren einschließt. Das Gesamtbild des Dorfes und seiner Bewohner wird aus vielen Einzelbildern zusammengesetzt. Der Tag und die Nacht vor dem Annenfest bilden den zeitlichen Rahmen; die Bewohner des Ortes feiern es jedes Jahr, ohne eigentlich zu wissen warum: "Was wir feiern, weiß niemand so recht. Nichts jährt sich, nichts endet oder hat genau an diesem Tag begonnen. Die Heilige Anna ist irgendwann im Sommer, und die Heiligen sind uns heilig nicht mehr. Vielleicht feiern wir einfach, dass es das gibt: Fürstenfelde. Und was wir uns davon erzählen." Die Abiturientin Anna läuft durchs Dorf und hindert den ehemaligen NVA-Mann Schramm daran, sich umzubringen; die 90-jährige Malerin Frau Kranz will - vergeblich - ein Nachtgemälde anfertigen; die Jugendlichen Lada, Suzi und Johann, die gern beim Ulli in der Garage einen trinken, haben keine Perspektive. Weitere Bewohner sind die Dorfchronistin und Heimatmuseumsleiterin Frau Schwermuth, in deren Museum eingebrochen wird, Herr Gölow, der Schweinezüchter, und Ditzsche mit seinen Rassehühnern. Hoffnungen und Enttäuschungen der Menschen werden angesprochen, die Sprache der Dorfbewohner wirkt umgangssprachlich und lässt den Leser im Glauben, dass man im fiktiven Fürstenfelde wirklich so spricht. Legenden, Chroniken, Aberglauben aus verschiedenen Jahrhunderten, deren Sprache Stanisic zeitgemäß nachahmt, ergänzen die Schilderung dieses kleinen Kosmos. - Die Rezensentin hat sich im ersten Anlauf sehr schwer getan; erst beim zweiten - konzentrierten - Lesen erschließt sich die Kunstfertigkeit und das Neue dieses Romans über ein Dorf, das den Zerfall seines politischen Systems erlebt hat. Literarisch anspruchsvollen Lesern zu empfehlen.
Ileana Beckmann
Es ist die Nacht vor dem Fest im uckermärkischen Fürstenfelde. Das Dorf schläft. Bis auf den Fährmann - der ist tot. Und Frau Kranz, die nachtblinde Malerin, die ihr Dorf zum ersten Mal bei Nacht zeigen will. Ein Glöckner und sein Lehrling wollen die Glocken läuten, das Problem ist bloß: die Glocken sind weg. Eine Füchsin sucht nach Eiern für ihre Jungen, und Herr Schramm, ein ehemaliger Oberst der NVA, findet mehr Gründe gegen das Leben als gegen das Rauchen.
Romane/Erzählungen, Uckermark, Preis der Leipziger Buchmesse, Belletristik
Weiterführende Informationen
Personen: Stanisic, Sasa
Standort: Hauptstelle
R
Sta
Stanisic, Sasa:
Vor dem Fest : Roman / Sasa Stanisic. - 5. Aufl. - Darmstadt : Luchterhand, 2014. - 316 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-630-87243-8 fest geb. : 20,00
r - Roman für Erwachsene