Nein, diese Erzählung/Novelle (?) hat nicht den Geruch von "Leidenschaft und Wahnsinn" (s. BA 5/85); aber sie belegt einmal mehr das ausserordentliche Erzähltalent des Autors, seinen Sprachwitz, seine Ironie und Eleganz, seine ungewöhnliche Kunst, der jeweils neuen Geschichte ihre jeweils eigene Sprache zu geben. Jonathan Noel, über 50, hat alles aus seinem Leben verbannt, was Unruhe und Unsicherheit bedeuten könnte. Als Wachmann vor einer Pariser Bank hat er seit 20 Jahren - mit Haltung - nur dazustehen und ab und zu das Tor für den Direktionswagen zu öffnen. Doch dann widerfährt ihm die Sache mit der Taube, die einfach dahockte vor seinem Zimmer und ihn mit dem linken, "ihrem furchtbar nackten Auge" anglotzte und ihn "zu Tode erstaunt". Alles, was sicher schien, ist es nicht länger. - Bibliotheken schon mittlerer Grösse empfohlen.
Personen: Süskind, Patrick
Süskind, Patrick:
¬Die¬ Taube / Patrik Süskind. - Orig.-Ausg. - Zürich : Diogenes, 1987. - 99 S.
ISBN 3-257-01736-7 fest geb. : 16.80
Romane, Erzählungen - Signatur: Keller SL SÜS - Schöne Literatur