Vom harten Leben in den Bergen. (DR) Andreas Egger wächst als echter Naturbursch auf. Doch dem Roman fehlt die Romantisierung der Bergwelt, hier lebt man nicht wie bei Ganghofer, sondern Menschen und Umwelt sind erbarmungslos. In einfachsten Verhältnissen aufgewachsen, wird Egger durch den Ziehvater zum hinkenden Außenseiter, der entgegen aller Annahmen ein alter Mann wird. Er bleibt immer der Einzelgänger, der mit sich alleine das Auslangen findet und zufrieden stirbt, ohne irgendwann Luxus kennengelernt zu haben. Der nicht allzu umfangreiche Roman wirkt gegen den Zeitgeist geschrieben. Egger ist zwar von der Mondlandung beeindruckt, ansonsten geht die moderne Zeit an ihm und damit an den LeserInnen vorbei. Er bleibt in seinem Ort, den man sich irgendwo zwischen Salzburg und Tirol denken kann (alle Ortsangaben sind fiktiv), nur der Zweite Weltkrieg führt ihn in die russische Gefangenschaft, in der er wie daheim friert und hungert. Davor und danach arbeitet er bei der Seilbahngesellschaft, die Geld bringt, aber auch Landschaftszerstörung und den Lärm des Tourismus. Trotz der beschriebenen Mühsal macht das Buch keineswegs depressiv, sondern strahlt die Kraft des Geerdeten aus. Und man fragt sich, wann uns das wirklich passiert ist, dass der Fernseher "Mittelpunkt und hauptsächlicher Sinn der abendlichen Familienzusammenkünfte" wurde.
Personen: Seethaler, Robert
Seethaler, Robert:
¬Ein¬ ganzes Leben / Robert Seethaler. - Berlin : Hanser Berlin, 2014. - 154 S. - Spende 2015 hc
ISBN 978-3-446-24645-4 fest geb.: 17,90 €
Schöne Literatur - Signatur: SL Seet - Romane