Ein ungleiches Paar versucht auf sehr unkonventionelle Art, das Vorhaben eines Jungschriftstellers, einen Roman über die Jüdin Klara Sonnenschein zu schreiben, zu vereiteln. (DR) Auf einer Bahnfahrt lernt der siebzigjährige Ernst Katz die siebzehnjährige Biggy kennen, die durch die laute Unterhaltung mit einer Freundin die Fahrgäste schockiert. Dem ehemaligen Philosophieprofessor imponiert zu seinem eigenen Erstaunen die rotzfreche Göre und er schlägt sich auf ihre Seite. Man unterhält sich angeregt und tauscht Adressen aus. Dennoch ist Ernst erstaunt, als nach kurzer Zeit Biggy vor seiner Wohnungstür steht und fragt, ob sie ein paar Wochen bei ihm wohnen kann. Er nimmt sie bei sich auf und weiht sie in seinen Plan ein, den Jungschriftsteller René Mackensen daran zu hindern, einen "Holocaustroman" über Klara Sonnenschein zu schreiben. Er ist wütend über die Vermarktung des Holocausts und als er erfährt, dass sich ein seiner Meinung nach unbedarfter junger Autor an diesem Thema vergreifen will, sieht er rot, war doch Klara Sonnenschein seine große Liebe. Biggy mit ihrer anarchischen Energie und Fantasie ist genau die richtige, um dieses Vorhaben umzusetzen und Mackensen das Fürchten zu lehren. Die beiden mischen sich in die Wiener Literaturszene und treiben den armen Autor fast in den Wahnsinn. Und außerdem kommen sich Ernst und Biggy näher, allerdings fangen sie keine Affäre miteinander an, obwohl Ernst natürlich vollkommen der Jugend und dem Charme der Siebzehnjährigen verfällt. Biggy ist fasziniert von Ernsts Wissen und Intellekt, er ist hingerissen von ihrer absoluten Authentizität, wenngleich sich diese oft in Provokation und Grobheit äußert. Richard Schuberth hat bisher Essays, Satiren und Theaterstücke geschrieben. Die "Chronik einer fröhlichen Verschwörung" ist sein Debütroman und er ist fulminant gelungen. Wie das ungleiche Paar den Jungautor vor sich hertreibt, ist Unterhaltung der Extraklasse. Doch als sich die LeserInnen schon eingerichtet haben, wer die Guten und wer die Bösen sind und atemlos mitfiebern, ob der Coup gelingen wird, da schlägt Schuberth eine Volte und zeigt, dass jeder Mensch verschiedene Facetten hat. Wie man in einen derart witzigen und spannenden Roman auch philosophische Gedanken packen kann und zwar nicht als Beiwerk, sondern als Movens, das muss dem Autor erst einmal jemand nachmachen. Für mich ist seine "Chronik" jedenfalls mein "Buch des Jahres."
Personen: Schuberth, Richard
Schuberth, Richard:
Chronik einer fröhlichen Verschwörung : Roman / Richard Schuberth. - Wien : Zsolnay, 2015. - 478 S.
ISBN 978-3-552-05714-2 fest geb. : ca. € 23,60
Gesellschaft-, Liebes- und Eheromane, Frauen und Familienromane - Signatur: DR.G Schub - Buch: Dichtung