Eine wunderbare Geschichte über eine außergewöhnliche Beziehung zwischen einer alten Dame und einem jungen Mann, in der sich auf 280 Seiten alles um die magische Wirkung von Wörtern und Büchern dreht und um die Verantwortung, die die beiden Protagonisten füreinander übernehmen. Ein mitreißendes, knappes Buch, das Lust aufs Lesen macht. Germain, Mitte vierzig, dem das Leben bisher übel mitgespielt hat, lebt in einem Wohnwagen und kann kaum lesen. Seine Mutter hat ihn nicht gewollt und seine Lehrer haben ihn wegen seiner geringen Auffassungsgabe im Unterricht schikaniert. Als er im Park, den er fast täglich besucht, Margueritte, eine 86jährige Frau kennen lernt, ändert sich für ihn, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält, der Blick auf das Leben und auf die Welt der Wörter. Margueritte, eine einsame Dame, die im Altenheim lebt, liest ihm bei den täglichen Zusammenkünften im Park aus ihren Lieblingsbüchern vor, wenn sie nicht mit Taubenzählen beschäftigt ist. Allmählich erfasst Germain die Bedeutung und Vielschichtigkeit von Begriffen und Aussagen, sodass sich ihm eine neue Welt eröffnet, die er nun erobern will. Germain verändert sich und beginnt sein Leben in die Hand zu nehmen. Mit einfachen Wörtern und der richtigen Prise Humor erzählt die Autorin Marie Sabine Roger von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem naiven Germain und der gebildeten Margueritte, von zwei Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Schade, dass die Geschichte relativ knapp ist, denn der Leser würde nur allzu gerne etwas über die Zukunft von Germain erfahren. Das "Das Labyrinth der Wörter" erhielt den Prix Inter 2009 und ist der erste Roman der französischen Autorin, der ins Deutsche übersetzt wurde. Im Sommer kommt die Verfilmung dieses Buchs mit Gérard Depardieu ins französische Kino. *LHW.Lesen.Hören.Wissen* Dr. Brigitte Ambach

---

---

Personen: Roger, Marie-Sabine Kalscheuer, Claudia (Übers.)

Schlagwörter: Lesen Freundschaft Autor <Frankreich>