Keiko Furukura ist anders, Gefühle machen ihr Angst. Zur Erklärung eine kurze Episode aus ihrer Kindheit. Sie findet auf dem Spielplatz einen toten Vogel. Die Mutter und die anderen Kinder sind sehr betrübt und wollen ihn begraben, sie will ihn mit nach Hause nehmen und grillen. Ihr Vater liebt Gegrilltes. Die Lehrer glauben, sie sei verhaltensauffällig. Daraufhin beschließt Keiko sich zurückzuziehen, sich anzupassen. Sie hat keine Freunde, ist sehr unauffällig. So durchläuft sie das Gymnasium und auch die Universität. Sie lebt allein und sehr zurückgezogen. Eines Abends sieht sie in der Nähe ihrer Wohnung, dass ein neuer 24-Stunden-Supermarkt eröffnet. Ein so genannter Konbini. Sie bewirbt sich für die Stelle als Aushilfe und sie bekommt die Stelle. Die Ordnung und die Regeln, die strikt einzuhalten sind, gefallen ihr. Sie wird ein Teil des Ganzen, sie ist nie krank, beschwert sich nie, hat keine Bedürfnisse, man kann sich auf die verlassen. Schließlich arbeitet sie 18 Jahre lang dort. 8 verschiedene Filialleiter hat sie bereits erlebt. Sie ist immer noch Hilfskraft. Dann kommt eines Tages ein neuer Mitarbeiter, Shiraha, ein zynischer Mann, Mitte 30, der sich an keine Regeln hält und der auch bald entlassen wird. Auch er lebt allein, hat keine Bleibe, ist pleite, hat aber eine glänzende Idee für einen Internethandel. Dafür braucht er allerdings Startkapital. Auch Keiko glaubt, dass sich in ihrem Leben etwas ändern muss. Sie ist immer noch unverheiratet. Sie hat auch keinerlei sexuelles Interesse. So macht sie ihm den Vorschlag, er könne ja bei ihr wohnen, dann würden auch die anderen aufhören zu tuscheln. Dieser Shiraha ist ein zynischer ungebildeter Kerl, frauenfeindlich, gegen die Leistungsgesellschaft, gegen Konventionen. Kann diese Beziehung gut gehen? Er zieht bei ihr ein. Da es in der Wohnung sehr eng ist, macht er es sich in der Badewanne bequem. Sie bringt ihm jeden Abend sein Futter. Aber alle sind froh, dass sie endlich einen Mann hat. Beide sind nicht ganz normal, aber wer ist schon normal? Finden die beiden zusammen? Gibt es so etwas wie Liebe zwischen den beiden? Ein ungewöhnliches, rätselhaftes Buch, das eine ganze Reihe von Fragen aufwirft: über unsere Konsum- und Leistungsgesellschaft, über das Zusammenleben, über die Zukunft der Familie, … Ein einfach geschriebenes und solide erzähltes Buch, das für alle Arten von Bibliotheken geeignet ist.
Personen: Gräfe, Ursula (Übers.) Murata, Sayaka
Murata, Sayaka:
¬Die¬ Ladenhüterin : Roman / Sayaka Murata. - 1. Auflage. - Berlin : Aufbau, 2018. - 144 Seiten ; 22 cm Konbini ningen. - aus dem Japanischen von Ursula Gräfe
ISBN 978-3-351-03703-1 Festeinband : EUR 18,50
Gesellschaft-, Liebes- und Eheromane, Frauen und Familienromane - Signatur: DR.G Mura - Buch: Dichtung