Annotation: Spannender Reihenauftakt um eine Agentur, die gegen Geistererscheinungen in Großbritannien vorgeht. Rezension: Bakerstreet 221b war gestern, Portland Row 35 ist heute: „Marode Pracht“, zahlreiche Geheimtüren und ein Fechtkeller in der Waschküche. – Die neue ikonische Londoner Adresse beherbergt Wohn- und Firmensitz der Agentur „Lockwood & Co“, die sich dem „Problem“ annimmt, das seit einigen Jahrzehnten Großbritannien heimsucht: eine Epidemie paranormaler Vorgänge. Die toughe Ich-Erzählerin Lucy Carlyle (Watson 1), der zynische George (Watson 2) und der charismatische, aber geheimnisvolle Lockwood (Sherlock) sind als Jugendliche noch empfänglich für die geisterhaften Erscheinungen und gehen mit entsprechendem Equipment wie Degen, Eisenketten und Leuchtbomben gegen gemeldete Heimsuchungen vor. Damit treten sie das Erbe der professionellen Geisterbekämpfung an, die in der Populärkultur eine reiche Tradition hat, wie die Ghostbusters, Scooby-Doo oder unlängst Supernatural und zahlreiche Mockumentarys beweisen. Jonathan Stroud schreibt sich in dieses Subgenre der Schauerliteratur hervorragend ein. Er skizziert eine Welt, die unserer sehr ähnlich ist, in der Bestatterinnung, Eisenwerke und Salzbetriebe allerdings eine ganz andere wirtschaftliche Bedeutung haben, weil sie der Geisterabwehr dienen. So überzeugt nicht nur die Dramaturgie des Plots, sondern vor allem der Rahmen, in dem dieser passiert. Jonathan Stroud etabliert mit diesem Reihenauftakt ein ganz eigenes Vokabular und Kategoriensystem des Paranormalen und der darauf basierenden Strukturen und Bürokratien. So hat „Lockwood & Co“ nach einem missglückten Auftrag etwa mit der BEBÜP, der „Behörde zur Erforschung und Bekämpfung Übersinnlicher Phänomene“ zu kämpfen, die Schadensersatzforderungen stellen. Die drei Jugendlichen müssen deshalb nicht nur den Mord an einer jungen Frau aufklären, sondern – um ihre Agentur zu retten – auch eine Nacht im verspuktesten Herrenhaus des Landes überstehen. Sehr homogen verbinden sich so detektivische Momente mit im besten Sinne haarsträubenden Szenen rund um nächtliche Angriffe verschiedenster bösartiger Erscheinungen. Eine Spukgeschichte mit klassischem Szenario also, allerdings in größerer Dimension. Als souveräner Autor füllt Stroud die Schablone des Genres äußerst schmissig und detailreich (und noch dazu ganz ohne Love Interest) und legt nach der erfolgreichen Bartimäus-Tetralogie hier einen verlässlichen neuen Pageturner vor – der sich seiner (britischen) Vorbilder bewusst ist. Denn was hilft besser beim Warten auf die Geisterstunde als eine gute Tasse Tee?
Serie / Reihe: Lockwood & Co 1
Personen: Stroud, Jonathan Orgaß, Katharina (Übers.) Jung, Gerald (Übers.)
Stroud, Jonathan:
¬Die¬ seufzende Wendeltreppe / Jonathan Stroud. . - München : cbj - Bertelsmann, 2013. - 412 S. - (Lockwood & Co.; 1). - Aus dem Engl. von Katharina Orgaß und Gerald Jung
ISBN 978-3-570-40309-9 kart. : € 13,40
Grusel- u. Gespenstergeschichten, Mystery, Hexengeschichten, Magie - Signatur: JE.M Stro - Buch: Kinder/Jugend