Stimmungsvoller Familienroman über die Opferbereitschaft und Selbstaufgabe einer jungen Frau. (DR) Timur, der Schmied, wird früh Witwer. Als seine wunderschöne Frau Fatma stirbt, ist das jüngste der drei Mädchen gerade erst neugeboren. Gül, selber noch ein kleines Kind, versucht ihren zwei jüngeren Geschwistern die Mutter zu ersetzen. Dies bleibt auch so, als Timur wieder heiratet, damit für seine Kinder gesorgt ist. Arzu, die neue Frau, erfüllt zwar ihre Pflichten in Haushalt und Erziehung, bringt den Kindern aber keine Liebe entgegen. Als sie dann selber zwei Kinder gebärt, werden die drei Mädchen noch mehr abgeschoben. Gül muss nicht nur Arzu sehr viel helfen, sie nimmt auch ihre Geschwister immer in Schutz. Doch ihre unendliche Opferbereitschaft führt zur Selbstaufgabe: Sie beendet die Schule nicht und heiratet jung, um den Weg für ihre Schwestern zu erleichtern. Nie wird sie wirklich glücklich sein: "Statt selber den Mund aufzumachen, leidet sie lieber im Stillen." Die einzige konstante, aber sehr rührende Zuwendung erfährt sie von ihrem Vater, der sie auch nach ihrer Eheschließung fast täglich in ihrer neuen Familie besuchen kommt. Selim Özdogan hat mit diesem Roman ein schönes Stimmungsbild eines ländlichen anatolischen Familienlebens gegen Ende der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts geschaffen. Praktisch unberührt von den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges, leben die Menschen zwischen Tradition und Sehnsucht nach Verbesserung. Das Leben wird von den Jahreszeiten bestimmt, die Familie wechselt zwischen Sommerhaus und Winterhaus. Der Alltag ist geprägt von Arbeit und Sorge um Nahrung und Holz für den nächsten Winter, trotzdem gibt es schöne Momente im Rahmen der ganzen Familie. Ein sehr empfehlenswerter Roman, geschrieben in einem ruhigen, klaren, aber fesselnden Stil.

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Personen: Özdogan, Selim

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