Ein schweigsamer Mieter zieht ins Einfamilienhaus einer Schweizer Familie. Als sich ein schrecklicher Verdacht erhärtet, macht sich das Böse in deren vermeintlich heiler Welt breit. Eine Milieubeschreibung mit psychologischer Note. (DR) Eine gutsituierte Kleinfamilie wie viele andere: Als der zweiundzwanzigjährige Sohn Sebastian in eine studentische Wohngemeinschaft übersiedelt, bleiben die Buchhändlerin Margret und der Universitätsprofessor Gerhard allein in ihrem viel zu großen Stadtrandhaus zurück. Ein junger Mann, der wortkarge Fahrradmechaniker Beat, zieht in den verlassenen Zubau ein. Ihm gegenüber schwankt Margret zwischen mütterlichen Gefühlen und einem schlimmen Verdacht. Denn eine Serie blutiger Verbrechen an jungen Frauen beunruhigt die Stadt. Das unerklärbar Böse in nächster Nähe zerstört das in einer Familie nötige Grundvertrauen, bringt das Selbstverständnis einer gemeinsamen Zukunft ins Wanken. Die emotionale Schutzschicht der Vorstadtbürger reduziert sich auf ein Scheinidyll - und oft nicht einmal das. Das Werk beruht zum Teil auf dem Fall des "Messerstechers von Bern", der 2002 die Öffentlichkeit verstörte. Der Handlungsstrang des Romans - die Beziehung zum Mieter, die sich entfremdende Familie und schließlich deren panischer Umgang mit dem Verbrechen - erliest sich indirekt aus abwechselnden Ich-Erzählungen der labilen Margret, des zunehmend verknöcherten Gerhard oder des unsicheren Sebastian. (Kapitelüberschriften geben an, wer gerade spricht. Das erleichtert die Lektüre sehr.) Dem Schweizer Autor von Romanen für Erwachsene und für Kinder mit einer Vorliebe für fragile Eltern-Kind-Beziehungen ist ein entlarvender Plot gelungen, der ohne eigentliche Spannung eine überraschend heftige psychische Dramatik ins Leben biederer Vorstadtbewohner bringt. Gute Lektüre zum Grübeln über eigene Ängste und psychische Widerstandsfähigkeit!

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Personen: Hartmann, Lukas

Schlagwörter: Autor <Schweiz>