"Am 13. Oktober 1991 brachten meine Großeltern sich um. Es war Sonntag. Eigentlich nicht der ideale Wochentag für Selbstmorde." Mit diesen Sätzen beginnt die junge Autorin Johanna Adorjàn ihren ersten Roman und die Suche nach der eigenen Identität. Nach 49 Ehejahren scheiden Vera und Istvar gemeinsam aus dem Leben. Sie nehmen sich mit einer Überdosis Medikamente in ihrer Villa in einem Vorort von Kopenhagen das Leben. Kennen gelernt haben sich die beiden 1940 in einem jüdischen Budapester Bürgerhaus bei einem Klavierkonzert und zwei Jahre danach haben sie geheiratet. Sie sind ein elegantes Paar, ein klein wenig exzentrisch und unbequem. Als Ungarn 1944 von den Deutschen besetzt wird, enden die ersten glücklichen Ehejahre. Istvar, ausgebildeter Arzt, wird zum jüdischen Arbeitsdienst eingezogen und ins KZ Mauthausen gebracht. Vera und das Baby können mit falschen Papieren unterzutauchen. Das Ehepaar überlebt den Holocaust, allerdings innerlich und äußerlich verletzt. Über die schreckliche Zeit des Krieges sprechen beide nicht. Nach der blutigen Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes 1956 fliehen Vera und Istvan mit den zwei Kindern nach Dänemark. In Dänemark fangen sie ein neues Leben an und blicken anscheinend nie mehr zurück. Als Istvar schwer am Herzen erkrankt und sich sein Zustand verschlechtert, ist für Vera klar, dass sie nicht einen Tag ohne ihn leben will. Aus diesem Grund besorgt sich das Paar, das sich lebenslang siezt, im Frühjahr 1991 aus Amerika das Buch "Final Exit", ein Anleitungsbuch zum Selbstmord und plant den Freitod. Johanna Adorjàn erzählt die Geschichte vom Leben und Tod ihrer Großeltern. Sie rekonstruiert ihre Familiengeschichte auf eine anschauliche, recht nüchterne Weise, indem sie die Erzählung mit dokumentarischen und autobiografischen Elementen verwebt. Eigene Erinnerungen, Aussagen von alten Bekannten und Freunden der Großeltern und fiktive Rekonstruktionen lassen vor dem Auge des Lesers eine komplexe Geschichte entstehen. Die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts gibt den äußeren Rahmen vor: Zweiter Weltkrieg, Holocaust, Kommunismus und Budapester Aufstand. Ein wenig irreführend ist der Titel des Romans, denn man kann den Inhalt nicht bloß auf die Geschichte einer Liebe reduzieren. *LHW.Lesen.Hören.Wissen* Brigitte Ambach
Personen: Adorján, Johanna
Adorján, Johanna:
¬Eine¬ exklusive Liebe / Johanna Adorján. - München : Luchterhand, 2009. - 184 S.
ISBN 978-3-630-87291-9 fest geb. : ca. Eur 18,50
Gesellschaft-, Liebes- und Eheromane, Frauen und Familienromane - Signatur: DR.G Ador - Buch: Dichtung