Gut gemeint, enttäuschend angerichtet: leere Kalorien mit bitterem Nachgeschmack. (PL) Peinlich. Da reagiert man ohnehin schon misstrauisch auf alles, was als literarischer Kanon verdächtig ist. Aber dann bietet auf einmal ein Autor wie Ortheil, dessen Romane durchaus begeistern können, ein "Bücher-Menu in 12 Gängen" an. Also bei ihm könnte man ja einmal eine Ausnahme machen! Die Neugier siegt und man lässt sich nur zu gern verführen. Bereits bei der "Vorspeise" passiert´s: Leise Zweifel tauchen auf und die Frage, ob man womöglich als LeserIn einen schlechten Tag hat und zu empfindlich reagiert. Zum Beispiel darauf, dass der Autor seine Weisheiten in fiktive Gespräche mit einer hingebungsvollen Bewunderin, pardon, "Besucherin" verpackt, die sich von ihm bewirten und bekochen lässt. Der er zwischen seinen manieriert wirkenden Ausführungen über das Lesen und Schreiben nicht nur die kredenzten Weine erläutert, sondern auch Details seiner Kochkünste. Und immer wieder Passagen, die man ungläubig ein zweites Mal liest, um sicher zu gehen, ob sie nicht doch ironisch gemeint sein könnten. Etwa: "Christiane Nüsslein-Volhard ist bekanntlich die erste deutsche Nobelpreisträgerin, aber das macht ja nichts, Hauptsache, sie kocht leidenschaftlich gern und hat einen unvergleichlich schönen Garten." (S. 84) Auch bei Ortheil ist alles wunderschön: Haus, Garten, Blick über die Stadt - wer hier nicht anfängt zu schreiben oder wenigstens mit Hochgenuss liest, dem ist nicht mehr zu helfen. Immerhin: Wer es schafft, über die opulente Selbstbeweihräucherung aus dem literarischen Elfenbeinturm großzügig hinwegzusehen, wird von diesem Buch durchaus interessante Lektüretipps und Einblicke hinter die Kulissen eines Schriftstellerlebens mitnehmen können. *bn* Sabine Krutter

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Personen: Ortheil, Hanns-Josef

Schlagwörter: Paperback Literatur Kochen Tipp Autor <Deutschland>