Das Leben als ewige Suche nach dem Glück. (DR) Robert G. Mehlmann, Schriftsteller mit wechselndem Erfolg, ist ständig auf der Flucht: vor seinem Verleger, der bereits zwei Jahre auf ein neues Manuskript wartet, vor seiner Ehefrau, die er verzweifelt zu verlassen versucht, den Kreditkartenunternehmen, die auf die Bezahlung der Schulden warten, seinen Geliebten, die nur solange seine Geliebten sind, sofern sie keine Bedingungen stellen und nichts von ihm verlangen, und vor allem vor seinen Gefühlen, die er nur noch als Phantomschmerz empfinden kann.. Als Schriftsteller fühlt er sein Genie verkannt - seine Romane werden verramscht - und sein Verleger verlangt von ihm ein literarisches Kochbuch. Sein ausufernder Lebensstil zwingt ihn dazu, dieses verhasste Kochbuch zu schreiben, und siehe da: "Die polnisch-jüdische Küche in 69 Rezepten" wird ironischerweise zum Riesenerfolg. Nach anfänglichen Glücksgefühlen - endlich ist er seine Schulden los - lässt ihn der Erfolg des Kochbuchs aber schließlich völlig verzweifeln: "Die Maske des Versöhners und milden Humanisten, die man mir so professionell ins Gesicht geklebt hatte, war jetzt endgültig vermodert." Zwar ermöglicht ihm der Erfolg des literarischen Kochbuchs ein finanziell sorgenfreies Leben, doch sein Glück hat er nicht gefunden. Nachdem er seiner Frau das Kind zeugt, das sie sich so sehnlichst wünscht, arbeitet er stetig an dem Projekt, seine Frau zu verlassen, weiter. Als sein Sohn vierzehn ist, verlässt er seine Familie endgültig, um sein Opus magnum zu vollenden, das allerdings nie veröffentlicht wird. Sein Sohn Harpo, der Erzähler der Rahmenhandlung, findet das autobiographische Manuskript, als er seinen tiefunglücklichen Vater in einem römischen Krankenhaus besucht. Er liegt dort gelähmt, nachdem er Passanten mit einem Messer bedroht und die Polizei auf ihn geschossen hat. Dieses Manuskript bildet als Ich-Erzählung Robert. G. Mehlmanns den Hauptteil des Romans. Der junge niederländische Autor Arnon Grünberg, der auch unter dem Namen Marek van der Jagt erfolgreich Romane publiziert hat ("Amour fou", "Monogam"), schreibt geistreich, tiefgründig und ergreifend. Er versteht es meisterhaft, tieftraurige Lebensumstände unglaublich komisch und skurril zu schildern. In Stil und Ton erinnert er an einen weiteren großartigen niederländischen Autor - Leon de Winter, der mit ihm auch die jüdischen Wurzeln teilt, die in ihren Romanen immer wieder aufblitzen. Phantomschmerz vermag zu rühren, doch gleichzeitig unterhält es fantastisch, sodass sich stille, nachdenklich stimmende Lektüre und lautes Lachen abwechseln. Eine Kunst, die nicht viele Autoren beherrschen. Für alle Bibliotheken unbedingt zu empfehlen. *bn* Alberta Krabacher-Kuprian
Personen: Grünberg, Arnon Kersten, Rainer (Übers.)
Grünberg, Arnon:
Phantomschmerz : Roman / Arnon Grünberg. - Zürich : Diogenes, 2003. - 382 S. - Aus dem Niederländ. von Rainer Kersten
ISBN 3-257-06375-X kt. : ca. Eur 10,20
Gesellschaft-, Liebes- und Eheromane, Frauen und Familienromane - Signatur: DR.G Grü - Buch: Dichtung