»Weiß vor Angst und Schlaflosigkeit, machten wir uns auf nachzusehen, was von Marindvor übriggeblieben war.« Wieder sind sie verschont geblieben: ein Granatsplitter hat nicht den Autor und seine Frau, aber die Bücher getroffen: William Faulkner, Nadeshda Mandelstam, Gottfried Kellers »Grünen Heinrich«.
In kurzen, unvergesslichen Szenen beschreibt Dževad Karahasan das Leben im belagerten Sarajevo. Einen Mann, der aus der Warteschlange tritt, sich auf ein Mäuerchen setzt und stirbt. Die Evakuierung der jüdischen Gemeinde. Das absurde Gespräch mit einem französischen Korrespondenten über Hunger und Kälte. Sarkasmus, Humor, Güte und eine beeindruckende geistige Souveränität charakterisieren die Haltung, mit der Karahasan vom Alltag im Krieg und von der Übersiedlung einer kulturell und religiös polyphonen Stadt in die Sphäre des Idealen schreibt.
Personen: Karahasan, Dzevad Wolf-Grießhaber, Katharina (Übers.)
Karahasan, Dzevad:
Tagebuch der Übersiedlung / Dzevad Karahasan. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2021. - 223 Seiten. - aus dem Bosnischen von Katharina Wolf-Grießhaber
ISBN 978-3-518-42981-5 Festeinband : EUR 24,70
Kriegs- und Antikriegsromane - Signatur: DR.K Kara - Buch: Dichtung