Ein Debüt voller Fabulierlust, reif für den Film. (DR) Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2005 hat Saša Stanišic aus dem Manuskript gelesen und den Publikumspreis erhalten. Das zeigt: Er ist begabt. Und seine Literatur kommt bei den Lesern an. Die Jury war sich damals noch über die Erzählperspektive uneins; doch die kindliche Naivität wird stilistisch bravourös, wenn auch manchmal zu manieristisch durchgehalten und trägt mit Charme und Witz maßgeblich zum Erfolg bei. Saša Stanišic wurde 1978 in Višegrad in Bosnien-Herzegowina geboren und kam als Vierzehnjähriger nach Deutschland. Soweit ist das Romandebüt auch autobiografisch. Wie Aleksandars Gabe das Erfinden von Geschichten ist, so brilliert Stanišic mit seiner Fabulierkunst. Sie hilft dem Ich-Erzähler hinweg über Krieg, Flucht und die sehnsuchtsvolle Rückkehr in die Geburtsstadt zur Recherche. "Eine gute Geschichte", heißt es zum Schluss, "ist wie unsere Drina: nie stilles Rinnsal, sie sickert nicht, sie ist ungestüm und breit, Zuflüsse kommen hinzu, reichern sie an, sie tritt über die Ufer, brodelt und braust, wird hier und da seichter, dann sind das aber Stromschnellen, Ouvertüren zur Tiefe und kein Plätschern. Aber eines können weder die Drina noch die Geschichten: für beide gibt es kein Zurück." (S. 313) Die Brücke über die Drina verweist vielsagend auf Ivo Andric, die tragikomische Bilderflut erinnert an ihren besten Stellen an die Filme von Emir Kusturica. Eine Hörspielfassung ist bereits erschienen, einer Verfilmung würde mit der dafür nötigen Kürzung mindestens dieselbe Publikumsgunst beschieden sein wie schon auch dem Roman. *bn* Lukas Marcel Vosicky
Personen: Stanisic, Sasa
Stanisic, Sasa:
Wie der Soldat das Grammofon repariert : Roman / Sasa Stanisic. - Wien : Donauland, 2006. - 315 S.
fest geb. : ca. Eur 16,95
Kriegs- und Antikriegsromane - Signatur: DR.K Sta - Buch: Dichtung